Tag 9 140km (1143km) - Ljubomil, Ukraine

Früh acht Uhr verließ ich das schöne Zimmer in Richtung Ukraine. Ich fand wieder schöne stille Straßen nördlich der Hauptstraße. Das bisher schönste Holzhaus der Reise sah ich in Zalin. Kurz vor der ukrainischen Grenze waren weitere malerische Holzhäuser in der Nähe.







Das war Chelm. Die Fahrt nach Chelm war auch angenehm, die letzten Kilometer vor der Stadt ging es oft hoch und runter - am Ende durch Laubwald, dessen Boden mit Leberblümchen bedeckt war - ewig weit. Chelm hat eine schöne Altstadt, eine Basilika thront oben über der Stadt, eine erste russisch anmutende Kirche war eingerüstet. Ich aß irgendwo in der Altstadt einen Döner, trank Erdbeersaft und Kaffee dazu und fuhr drei Uhr nachmitags weiter zur Grenze, an der überwiegend ukrainische Laster kilometerweit Schlange standen, etliche PKW standen ebenso. Ich konnte mit dem Rad problemlos daran vorbei nach vorn. Die EU-Beamten ließen mich problemlos raus. In der Ukraine staunte der Grenzer, dass ich mit dem Rad da war und darüber, wo ich noch hin will. Die hatten alle gute alte Bä-Fo Fellmützen wie bei der NVA auf. Nach etwa fünfzehn Minuten gab er meinen Pass der hübschesten Zollbeamtin, die sie aufzubieten hatten - sie gab mir den nötigen Stempel in den Pass und wünschte mir "A happy New Year" - warum auch immer. Vielleicht wegen Ostern - oder es sollte gute Reise heißen. Da der Zoll kaum Autos durchließ, fuhr ich auf der autobahnähnlichen Schnellstraße ganz rechts - und keiner störte sich daran. In G... versuchte ich von der Schnellstraße abzufahren, um nach Ljubomil zu kommen. Kaum hatte ich die tolle "Autobahn" verlassen, gab es nur noch Schotterwege. Zwei nette junge Mädels wiesen mich auf Englisch wieder zurück auf die Schnellstraße, von der ich drei Kilometer später nach Ljubomil abbog. Nach links! Auf der Autobahn! Hier ebenso: Ende der Schnellstraße, Ende des Asphalts. Ich muss mich wohl auf 1.200 Kilometer Holperpiste einstellen. Der erste Eindruck von der Ukraine war ein Schock. Ich hatte auch vergessen, Geld zu wechseln. Der absolute Schock war dann aber das "Gotel": Eine derartige Bruchbude hatte ich bisher noch nirgendwo erlebt. Schlimmer als Indiens schlimmste Offerten! Von außen hässlich schnöder Beton neben anderen Bürogebäuden. Die Empfangshalle wie in einem maroden VEB, der seit zehn Jahren verödet steht und von Hausbesetzern annektiert ist. Egal: es kostet mich 90 für die Nacht - und ich habe KEINE Ahnung, wieviel das ist. Ich schätze, ich muss durch zwölf Teilen - dann wäre das akzeptabel.


Ich verließ das schäbige Hotel fluchtartig, um noch im Hellen die schöne blaue Kirche zu finden, die ich vorhin gesehen hatte. Da lief ich hin und bin danach hier in einer Bar gelandet. Zwei Mädels schmeißen den Laden, ein Kerl hat mir geholfen, zu übersetzen (Englisch). Ich habe Soljanka und Pelmeni mit Butter gegessen und dazu Bier getrunken. Alles fein also an diesem neunten Tag!


Mit 17,6 km/h war ich heute unterwegs: ich habe ein Sechstel meiner Geamtstrecke geschafft: noch fünfmal soviel - dann bin ich am Ziel. Ich bin gespannt auf die nächsten Tage. In Kovel will ich mich mit Karten eindecken - bis Kiew sind es noch ewa 500...600 Kilometer.