100km vor Kiew. Korosten war die Hölle - oder wenigstens die Vorhölle. Ich bin über kleinere Nebenstraßen in die Stadt gekommen, war durch das Aprilwetter und durch 1 Stunde warten im Buswartehäuschen bei 2 Grad und Wind (zum zweiten Mal an diesem Nachmittag) zwar noch trocken - aber ziemlich durchgefroren (und mein Kocher hatte die Düse für Benzin drauf, sodass er mit dem Gas nicht anging - kein Kaffee!, keine Wärme!)
Entsprechend hoch war mein Anspruch an eine warme Dusche, eine nette Stadt, einen netten Pub - kein Russenhotel wie in der ersten Nacht. Aber Korosten war alles andere!!! Betonplatten führten ins Stadtinnere. Alles voller Pfützen, Löcher - und Nebenstraßen waren nur schlammige Pisten, beidseits bestanden von grauen hässlichen Häusern. Es ging dann über eine 12gleisige Bahnanlage in etwas städtischere Bebauung: aber alles übler als bisher, die Häuser heruntergekommen, die Leute auch. Die Leute wie übrigens überall in der Ukraine in schwarz gekleidet, eventuell mit hellen Schuhen.
Nach dem Bahnübergang also vergammelte Häuser, später ein viel zu großer Bahnhof, den ich links liegen ließ. Viele marode Industriebetriebe, die an verfallene VEB Betriebe erinnerten - aber noch arbeiteten. Selbst in der Innenstadt: alles voller Dreck, Schlaglöcher, Pfützen - kein Halt fürs Auge - nirgends!!! Nicht einmal die kleine Kirche mit den goldenen Kuppeln. Ein paar mindestens dreißig Jahre alte Verwaltungsbauten, schon farblos und heruntergekommen. Ich wollte nur weg, um das Risiko zelten zu müssen bei Temperaturen nahe Null Grad. An der Hauptstraße zurück: Fehlanzeige - kein nettes Hotel wie in Sarny. Hier will keiner investieren. Nichts. Ich fuhr weiter ostwärts, um vielleicht einen von den gut ausgebauten Rastplätzen mit Blockhäuschen und Grillplatz zu finden - oder eben doch noch ein Hotel. Nach etwa 10km - es war schon 18 Uhr und die Sonne ging grad unter kam ein Hinweisschild auf ein Hotel. Das war aber grad in Sanierung, sagte mir der Besitzer. Er lud mich dennoch ein, dort zu schlafen, da es bis zum nächsten Hotel weit mehr als 20 Kilometer sei. Nachdem ich reingeschaut hatte, konnte ich auch nicht mehr nein sagen. Eine Rumpelbude/Baustelle - schlimmer noch als meine Garage. Aber ich hatte ein freies Bett, auf dem ich meinen Schlafsack ausrollen konnte. Der Fernseher lief, ich bekam Kräuter (mir unbekannte), um mir einen Tee aufzubrühen und Zucker. Im TV kam so was wie Aktenzeichen XY.. - eine Möglichkeit, einen ungetrübten Blick in die einfache Wirklichkeit der Ukraine mit ihren Menschen zu bekommen. Wir saßen noch bis 9 oder 10Uhr, dann kroch ich in meinen Schlafsack. Viel gesprochen haben wir nicht - wegen der Glotze und deren Lautstärke - aber auch wegen meines rudimentären Russischs (was nicht Ukrainisch ist). Aber die beiden Bauarbeiter waren nett.
Ich schlief recht gut in dieser Nacht, obwohl die Röhre die ganze Nacht weiterlief. Noch vor Sonnenaufgang hörte ich die beiden. Ich bekam dann noch Kaffee und Weißbrot (Espressomaschine auf dem zugestellten Billardtisch). In meinem Schlafraum hing noch eine alte Discokugel - die Wände versprühten den Charme der 70er Jahre - jedenfalls was davon noch zu sehen war. Vor dem Haus kläfften sieben kleine, harmlose Hunde.
Ich ließ noch etwas Geld zurück, als ich 7.30 Uhr aufbrach.
Nach fast 1 Stunde fand ich einen alten Adria-Wohnwagen neben einem Wolga an der Straße. Ich trank zwei Kaffee und aß einen Karamellriegel - und konnte mich an einem selbstgebauten Ofen im Wohnwagen etwas aufwärmen. Es war kalt an diesem Morgen und sprühte danach noch ganz fein dazu. 30 Kilometer danach fand ich noch einen netten Imbiss auf der linken Straßenseite. Es gab wieder Borschtsch, Kaffee und Eierkuchen und vor allem einen warmen Platz am Heizkörper, während es draußen weiter sprühte - ganz leicht nur - aber ekelig bei 2 Grad Celsius. Da aber noch 100 Kilometer vor mir liegen, werde ich gleich weiterfahren - gut ist, dass es erst 9.45 Uhr ist. Ich kam bisher mit 20km/h voran, sodass ich in fünf bis sechs Stunden Kiew erreichen kann.
- Kiew -
Heute bin ich total fertig und ausgehungert, ausgepowert. Ich habe 25% meiner Gesamtstrecke geschafft! Heute war es besonders hart. Erst die Kälte am Morgen, dann der feine Niesel- oder Sprühregen dazu. Die Cafés haben mich über Wasser gehalten. Am Nachmittag blieb es zwar kalt, wurde aber erst einmal etwas schöner. So kam ich gut bis Kiew, allerdings waren die letzten 30 Kilometer öde und ermüdend. Der Randstreifen war auch nur noch ganz schmal - zum Glück durften tagsüber keine schweren Laster fahren.
Anfangs sah ich noch Kartoffelverkäufer, dicke Muttis, die dem Klischee mit dickem Mantel und Kopftuch zu 100% entsprachen. Dann hatte ich nur noch Kiew im Sinn.
Ein Stadtzentrum war nicht ausgezeichnet - es gibt wohl auch nicht so wirklich eines? Ich fragte paarmal danach und bin dann wohl auch ganz gut dort gelandet, was als Zentrum gilt.
Das erste beste Hotel in einer Seitenstraße war meines - und die Wahl war wahrscheinlich auch nicht schlecht. 55Euro je Nacht ohne Frühstück ist zwar nicht billig - aber mir war alles egal. Dherzhelo heißt es, liegt in der Observatorstraße. Der Portier passte solange auf mein Rad mit Gepäck auf, wie ich nach dem Zimmer fragte. Ich duschte, wusch meine Klamotten, rasierte mich - fand den Apfel in meiner großen Tasche, den ich augenblicklich verschlang.
Als ich dann losging, hatte es sich richtig eingeschifft. Ich sitze jetzt in einer netten, gut frequentierten Kneipe voller junger Leute. Ich hatte eine heiße Fischsuppe und ein Kotelett dazu mit Kartoffelspalten. So richtig satt war ich davon nicht, obwohl es zum ersten Frühstück schon Borschtsch gegeben hatte und zweimal Eierkuchen. {(Übrigens gab's das letzte Mal kurz vor Kiew am Straßenrand Kaffee aus einem holzbeheizten Samowar)}.
Ich fühle mich wohl in dem Pub. Im Hotel war ich froh, dass ich einen Stadtplan bekam und der Herr an der Rezeption so gut Englisch sprach. Allerdings habe ich das Gefühl, dass Kiew nicht wirklich so viel zu sehen hat - der Dnepr gibt der Stadt wahrscheinlich nicht den Liebreiz, den Flüsse Städten sonst gut geben (können).
Ich hoffe, dass das Wetter morgen besser ist. Und wenn das alles ist in Kiew, dass ich übermorgen bei schönem Wetter dem Dnepr weiter nach Süden folgen kann - sonst muss ich noch einen Tag bleiben - bei dem Wetter kann ich nicht weiterfahren.
Droba heißt die nette Kneipe hier am Ende der Yaroslawiv Strasse - sie wirkt wie ein Studentenclub. Zum zweiten Bier gab es Sirniki (Quarkkeulchen) mit einem leckeren Sahne-Rahm und dunklem Sirup.
Danach bin ich noch einmal in ein Café eingerückt, da ich voll in eine Pfütze getreten war und nasse Füße hatte. Kaffee und ein Stück Torte als Betthüpfer.
Entsprechend hoch war mein Anspruch an eine warme Dusche, eine nette Stadt, einen netten Pub - kein Russenhotel wie in der ersten Nacht. Aber Korosten war alles andere!!! Betonplatten führten ins Stadtinnere. Alles voller Pfützen, Löcher - und Nebenstraßen waren nur schlammige Pisten, beidseits bestanden von grauen hässlichen Häusern. Es ging dann über eine 12gleisige Bahnanlage in etwas städtischere Bebauung: aber alles übler als bisher, die Häuser heruntergekommen, die Leute auch. Die Leute wie übrigens überall in der Ukraine in schwarz gekleidet, eventuell mit hellen Schuhen.
Nach dem Bahnübergang also vergammelte Häuser, später ein viel zu großer Bahnhof, den ich links liegen ließ. Viele marode Industriebetriebe, die an verfallene VEB Betriebe erinnerten - aber noch arbeiteten. Selbst in der Innenstadt: alles voller Dreck, Schlaglöcher, Pfützen - kein Halt fürs Auge - nirgends!!! Nicht einmal die kleine Kirche mit den goldenen Kuppeln. Ein paar mindestens dreißig Jahre alte Verwaltungsbauten, schon farblos und heruntergekommen. Ich wollte nur weg, um das Risiko zelten zu müssen bei Temperaturen nahe Null Grad. An der Hauptstraße zurück: Fehlanzeige - kein nettes Hotel wie in Sarny. Hier will keiner investieren. Nichts. Ich fuhr weiter ostwärts, um vielleicht einen von den gut ausgebauten Rastplätzen mit Blockhäuschen und Grillplatz zu finden - oder eben doch noch ein Hotel. Nach etwa 10km - es war schon 18 Uhr und die Sonne ging grad unter kam ein Hinweisschild auf ein Hotel. Das war aber grad in Sanierung, sagte mir der Besitzer. Er lud mich dennoch ein, dort zu schlafen, da es bis zum nächsten Hotel weit mehr als 20 Kilometer sei. Nachdem ich reingeschaut hatte, konnte ich auch nicht mehr nein sagen. Eine Rumpelbude/Baustelle - schlimmer noch als meine Garage. Aber ich hatte ein freies Bett, auf dem ich meinen Schlafsack ausrollen konnte. Der Fernseher lief, ich bekam Kräuter (mir unbekannte), um mir einen Tee aufzubrühen und Zucker. Im TV kam so was wie Aktenzeichen XY.. - eine Möglichkeit, einen ungetrübten Blick in die einfache Wirklichkeit der Ukraine mit ihren Menschen zu bekommen. Wir saßen noch bis 9 oder 10Uhr, dann kroch ich in meinen Schlafsack. Viel gesprochen haben wir nicht - wegen der Glotze und deren Lautstärke - aber auch wegen meines rudimentären Russischs (was nicht Ukrainisch ist). Aber die beiden Bauarbeiter waren nett.
Ich schlief recht gut in dieser Nacht, obwohl die Röhre die ganze Nacht weiterlief. Noch vor Sonnenaufgang hörte ich die beiden. Ich bekam dann noch Kaffee und Weißbrot (Espressomaschine auf dem zugestellten Billardtisch). In meinem Schlafraum hing noch eine alte Discokugel - die Wände versprühten den Charme der 70er Jahre - jedenfalls was davon noch zu sehen war. Vor dem Haus kläfften sieben kleine, harmlose Hunde.
Ich ließ noch etwas Geld zurück, als ich 7.30 Uhr aufbrach.
Nach fast 1 Stunde fand ich einen alten Adria-Wohnwagen neben einem Wolga an der Straße. Ich trank zwei Kaffee und aß einen Karamellriegel - und konnte mich an einem selbstgebauten Ofen im Wohnwagen etwas aufwärmen. Es war kalt an diesem Morgen und sprühte danach noch ganz fein dazu. 30 Kilometer danach fand ich noch einen netten Imbiss auf der linken Straßenseite. Es gab wieder Borschtsch, Kaffee und Eierkuchen und vor allem einen warmen Platz am Heizkörper, während es draußen weiter sprühte - ganz leicht nur - aber ekelig bei 2 Grad Celsius. Da aber noch 100 Kilometer vor mir liegen, werde ich gleich weiterfahren - gut ist, dass es erst 9.45 Uhr ist. Ich kam bisher mit 20km/h voran, sodass ich in fünf bis sechs Stunden Kiew erreichen kann.
- Kiew -
Heute bin ich total fertig und ausgehungert, ausgepowert. Ich habe 25% meiner Gesamtstrecke geschafft! Heute war es besonders hart. Erst die Kälte am Morgen, dann der feine Niesel- oder Sprühregen dazu. Die Cafés haben mich über Wasser gehalten. Am Nachmittag blieb es zwar kalt, wurde aber erst einmal etwas schöner. So kam ich gut bis Kiew, allerdings waren die letzten 30 Kilometer öde und ermüdend. Der Randstreifen war auch nur noch ganz schmal - zum Glück durften tagsüber keine schweren Laster fahren.
Anfangs sah ich noch Kartoffelverkäufer, dicke Muttis, die dem Klischee mit dickem Mantel und Kopftuch zu 100% entsprachen. Dann hatte ich nur noch Kiew im Sinn.
Ein Stadtzentrum war nicht ausgezeichnet - es gibt wohl auch nicht so wirklich eines? Ich fragte paarmal danach und bin dann wohl auch ganz gut dort gelandet, was als Zentrum gilt.
Das erste beste Hotel in einer Seitenstraße war meines - und die Wahl war wahrscheinlich auch nicht schlecht. 55Euro je Nacht ohne Frühstück ist zwar nicht billig - aber mir war alles egal. Dherzhelo heißt es, liegt in der Observatorstraße. Der Portier passte solange auf mein Rad mit Gepäck auf, wie ich nach dem Zimmer fragte. Ich duschte, wusch meine Klamotten, rasierte mich - fand den Apfel in meiner großen Tasche, den ich augenblicklich verschlang.
Als ich dann losging, hatte es sich richtig eingeschifft. Ich sitze jetzt in einer netten, gut frequentierten Kneipe voller junger Leute. Ich hatte eine heiße Fischsuppe und ein Kotelett dazu mit Kartoffelspalten. So richtig satt war ich davon nicht, obwohl es zum ersten Frühstück schon Borschtsch gegeben hatte und zweimal Eierkuchen. {(Übrigens gab's das letzte Mal kurz vor Kiew am Straßenrand Kaffee aus einem holzbeheizten Samowar)}.
Ich fühle mich wohl in dem Pub. Im Hotel war ich froh, dass ich einen Stadtplan bekam und der Herr an der Rezeption so gut Englisch sprach. Allerdings habe ich das Gefühl, dass Kiew nicht wirklich so viel zu sehen hat - der Dnepr gibt der Stadt wahrscheinlich nicht den Liebreiz, den Flüsse Städten sonst gut geben (können).
Ich hoffe, dass das Wetter morgen besser ist. Und wenn das alles ist in Kiew, dass ich übermorgen bei schönem Wetter dem Dnepr weiter nach Süden folgen kann - sonst muss ich noch einen Tag bleiben - bei dem Wetter kann ich nicht weiterfahren.
Droba heißt die nette Kneipe hier am Ende der Yaroslawiv Strasse - sie wirkt wie ein Studentenclub. Zum zweiten Bier gab es Sirniki (Quarkkeulchen) mit einem leckeren Sahne-Rahm und dunklem Sirup.
Danach bin ich noch einmal in ein Café eingerückt, da ich voll in eine Pfütze getreten war und nasse Füße hatte. Kaffee und ein Stück Torte als Betthüpfer.