Tag 19 Zapporoshje 120km (2249km)

Blick aus dem Hotel Olympia a)
Gestern Abend hatte ich meine Karten auf dem Schreibtisch vorbereitet für die heutige Fahrt. Früh waren sie im klebrigen Schleim auf dem unabgewischten Tisch hängen geblieben. Ich hatte Glück, dass alles Wichtige noch zu entziffern war - auch wenn ein Stück meiner heutigen Route auf dem Tisch verblieb. Zum Dank hab ich meine benutzten Tempotaschentücher dann da rein geklebt.

Blick aus dem Hotel Olympia b)





Kapitalism meets Kommunism



Früh bin ich zeitig ohne Frühstück aus dem Russenhotel Olympia in Dniprodzerzynsk losgefahren - es war wohl so 7.30 Uhr. Ich hörte noch deutsche Stimmen von den Schwimmerinnen, die auch zu Gast waren, als ich mein Fahrrad aus dem Gepäckraum holte.

Erstmal hatte ich mich ein klein wenig verfahren - hab aber Dank der Karte 1:250000 meinen Weg gut finden können, nachdem ich herausgefunden hatte, wo ich war. Die erste Hälfte ging über ausgesprochen stille Straßen, durch Dörfer bis ich die autobahnähnliche Straße nach Zapporoshje nach etwa 60 km traf. Ab da hatte ich mir schnelles Vorankommen versprochen - aber da kam dann sehr heftiger Gegenwind auf, der mich am Ende mit nichtmal durchschnittlich 16km/h voranbrachte - wie übrigens an den letzten beiden Tagen, als ich gerade 16,x km/h schaffte. Aber ich habe ja jetzt Zeit. Es ist nach Ortszeit fast bis 20 Uhr hell. Über den Tag gibt es sonst nicht viel zu berichten.  Zapporoshje ist eine typisch sowjetische Stadt, sie hat als Zentrum einen langen Lenin-Prospekt, den ich heute zweimal hin und her abgelaufen bin. Interessant ist etwa die Mitte des Prospektes. Da schneidet eine riesige Schneise einer Hochspannungstrasse vom Dneprstaudamm zu den riesigen Chemie(?)betrieben mitten durch die Stadt. Am Ende steht ein nicht demontierter Lenin.
Heute hatte es etwas geregnet am Nachmittag - fein, sodass es nicht störte. Eigentlich auch gut so, da ich einen Sonnenbrand im Gesicht bekomme - trotz Helm.
Am Abend hab ich doch noch einen gut besuchten Pub auf dem Leninprospekt gefunden - für ein Bier. Mein Abendbrot waren heute einfach nur Erdnüsse. Hatte keine Lust auf was Richtiges.
Hier wohne ich im teuren Intouristhotel - in einem der billigsten Zimmer für 480 mit Frühstück. Vorm Hotel standen die langen Stretchlimousinen und vor der Tür mein bepacktes Rad. Die Damen (oder Bräute?) mit riesigen Blumenbuckets blickten amüsiert auf mein Rad.