Tag 29 Elista, Kalmückien (ca. 3360km)









Ich bin angekommen - nicht am Ziel - aber auf dem Weg dorthin ...







Heute früh 8 Uhr habe ich Divnoje nach einem Kaffee verlassen. Wenige hundert Meter nach dem Ortsausgang habe ich die ersten Pelikane schwerfällig auffliegen sehen - Froschgequake, Schlangen, Kormorane, Haubentaucher, die ihre Hochzeitstänze vollführten, Bleßrallen und Enten, Möwen. Die Weite der Steppe gab es heute zu erahnen: kaum noch Bäume - und wenn es Baumgruppen gab, dann waren sie voller Krähennester. Später Viehherden,  wilde rote Tulpen und gelbe Frühblüher (auch Tulpen, denke ich).
Es lief gut. Im ersten Ort nach Divnoje gab es einen Halt auf eine warme, hackfleischgefüllte Pirogge (lecker!) mit Kaffee. Im zweiten Ort nach 40km nochmals - allerdings war ich dort im Imbiss ganz in Kalmückien angekommen. Die asiatisch aussehenden Kalmückierinnen konnten ein wenig deutsch, das sie in der Schule gelernt hatten. Heute lehrt man dort aber Englisch. - Die Atmosphäre war herzlich. Paar Lasterfahrer kamen dazu, fragten und staunten.  Am Ende wollte man wieder kein Geld von mir. Ich protestierte freundlich und sagte, dass ich viel Geld habe und sie wenig und durfte bezahlen. Ich war so happy über soviel Freundlichkeit. Eigentlich hätte ich wieder gern nach einem Foto mit dem Abakus gefragt - mich aber wieder einmal nicht getraut. Dann am Ortsausgang der erste Tschörten dieser Reise. Ich war zu Tränen gerührt, weil dieser buddhistische Gruß so früh und völlig unerwartet kam. Das gab mir das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein, in der Fremde angekommen zu sein. Bisher hatte ich unsere europäische Kulturlandschaft ja gar nicht verlassen. 3300km war ich ja fast noch zu Hause  und dann urplötzlich mit dem Wechsel der Vegetationszone der Wechsel der Kulturen, der Religion.
In Elista bin ich nun ganz in einer asiatischen Exklave angekommen. Asiatische Gesichter dominieren die Stadt - aber die russische Sprache. Es gibt einen langgestreckten Park, der zu einer Gebetsmühle führt - und Lenin schaut zu. Lenin schaut immer zu - immer und überall: ob in Kiew, in Zapparozje, in Berdjansk, Melitopol, Mariupol, Salsk gestern, ... , überall.
Mein Abendbrot heute  - nachdem ich meinen blog der letzten Tage im Hotel geschrieben hatte und ein Sturzbier in der ungemütlichen Billigbar gegenüber auf den großen Durst getrunken hatte - war eine krautgefüllte Pirogge und ein hot-dog vom Imbiss, an dem man Schlange stand - satt für 50 Rubel. Aber wenn das Hotel Elista auch 1500 Rubel kostet ;)
Ich bummelte durch den Park zu Lenin und beobachtete die Leute. An mir erkennt man zwar den Touristen - ohne Fahrrad aber nicht mehr als das. Also weniger Neugier, keine Aufmerksamkeit. Auch gut.






Heute sind meine Neopren und meine Fahrradhosen mal in einer richtigen Wäsche bei der Etagen"schwester". Jede Hoteletage hat in Russland eine Djeschurnaja - was auch immer das heißt.