Tag 21 9.4.12 122km (2506km) Berdjansk am Asowschen Meer



7.30 Uhr hatte ich ohne Frühstück Melitopol verlassen. Die Sehenswürdigkeit, die der Stadt auf der Karte einen Stern verlieh, habe ich auch nicht heute morgen gefunden. Nach etwa 40 km hatte ich am Straßenrand einen Imbiss gefunden und Frühstückspause gemacht - auch weil es leicht nieselte. Es gab Kaffee und Hackfleisch mit Zwiebeln in einer Blätterteigtasche. Meine nächste kleine Pinkelpause war dann ein kleines Desaster. Nicht wegen Gegenwindes etwa - sondern weil mein am Verkehrszeichen abgestelltes Fahrrad umkippte und in den tiefen Straßengraben rollte und sich dann noch seitwärts überschlug. Das blieb nicht ohne Folgen. Das Schutzblech sah nicht toll aus, der Lenker war verdreht - und vor allem: die Halter der rechten Mainstream Lowridertasche hatten das nicht ausgehalten. Zwei Kabelbinder müssen jetzt für die nächsten 4000km herhalten - das macht das Zusammenpacken und Absatteln künftig aufwändiger - aber es sollte gehen. (Schutzblechplaste und Lenker konnte ich wieder richten.) Zu dieser Zeit wurde dann auch das Wetter besser. Der Niesel hatte aufgehört - nass geworden war ich nicht wirklich. Die Strecke war langweilig heute: oft gab es nicht einmal Bäume am Straßenrand - und wenn, dann waren da auch Krähenkolonien. Etliche davon habe ich heute wieder gesehen. Sollen ruhig hier bleiben, diese ungeliebten Vögel (Nach Tauben mein vorletzter Rang in der Beliebtheitsskala - vor dummen Hühnern)



Berdjansk - ich hatte es nicht wirklich anders erwartet - ist keine schöne Stadt. Allerdings hat man sich Mühe gegeben, einen schönen Boulevard zum Meer hin zu gestalten. Der Strand wird durch eine niedrige Mauer abgegrenzt, eine lange Promenade führt dort entlang - parallel zu einem Eisenbahngleis, das den nahen, hässlichen Hafen mit der Welt verbindet. Die Menschen haben sich in ihrer kleinen Welt eingerichtet. Es gibt sogar Ferienwohnungen mit Meerblick - allerdings möchte ich dort nicht für umsonst wohnen. Eigentlich ein bisschen traurig, am Meer zu sein, ohne wirklich am Meer zu sein. Das Asowsche Meer (dieser Teil hier des Schwarzen Meeres) war vorher nur über schlammige Feldwege erreichbar. Im Augenblick sieht es so aus, als ob sich bis Jalta und Mariupol nichts ändern wird. Dann fällt der Tag Pause am Meer aus und ich fahre von Mariupol gleich nach Russland, das nur noch einen Tag von hier entfernt liegt.
Tröstlich ist, das das Meer rauscht wie das Meer und der angespülte Tang riecht wie Meer. Das war es dann aber auch schon. Ich hatte ein Bier am Strand getrunken, dann wurde mir zu kalt und ich bin zurück in mein Hotel Berdjansk, etliche Stockwerke hoch, wo ich ohne Meerblick für 330 Griwen mit Frühstück wohne. Das Russenhotel ist sogar recht passabel innen (nicht von außen).
Ich war froh, hier unten in der Hotellobby die Internetrechner gefunden zu haben - jetzt habe ich aber die Fotos oben. Die gibt es dann irgendwann später. Ich will noch was essen gehen, auch wenn es sehr kalt geworden war draußen.