Tag 15 3.4.12 Kanev am Dnepr 131km (1796km)


Es lief sehr gut heute morgen - ich kam gut aus Kiew heraus. Dank der guten Karten und Stadtpläne hab ich meinen Weg schnell gefunden - trotz Einbahnstraßen. Meine Strecke war dann anfangs recht stark befahren, war noch lange vierspurig - aber die Haltespur nur 30cm asphaltiert. Trotzdem kam ich gut und flott Richtung Obuchiv auf der 34 (glaube ich) voran. An der ganzen Strecke war wahrscheinlich viel Naherholung am Dnepr und Wohnsitze von wohlhabenden Kiewern. Später bog ich dann nach dem Ort Ukraijnka ab, blieb auf der gelben niederrangigeren Straße nach Rzysaiv. Da ging es immer stark bergauf und bergab. Mal 10%, mal 12%. Ich hatte es fast so erwartet, da Kiew auch so sehr hügelig war. Der Weg führte durch angenehme Dörfer, oft standen am Straßenrand Kartoffeln, Zwiebeln oder Kürbisse in Emailleeimern. Überall wurde Laub und Holz verbrannt und ich sah viele der beheizbaren Keller, die separat vom Haus in die Erde führten und an denen oft mehrere Schornsteine waren. Die Landschaft ähnelte lange unserer Vorerzgebirgsgegend: viel Acker, eher wenig Wald. Der Wind blies heftig von der Seite und von hinten. So kam ich schnell und kraftsparend nach Kanev (7,5h) und war so schon 16.30 Uhr Ortszeit hier. Im Hotel Samok Roda hatte ich volle Aufmerksamkeit. Drei reifere Damen fragten mich aus - ich konnte ganz leidlich das wichtigste verstehen und antworten/fragen. Hab ein großes Zimmer in dem neuen Hotel für 350 Griwen - oder wie die Währung hier heißt. Beim Absatteln fragte mich ein Fahrradfanatiker lange vor der Tür sehr nett über meine Tour, mein Rad und die Technik aus. Das Elementare ging auf Russisch auch ganz gut - wir haben uns verstanden. So macht es Spaß, Russisch zu praktizieren und zu üben und ich bekomme Lust darauf, mehr wiederzuerlernen.



Ich wusch dann erstmal nur meine Klamotten, da das Wasser im Boiler zum Duschen noch zu kalt war (und weil ich ja bekennender Warmduscher bin). Dann fuhr ich mit dem Rad zum Dnepr. Auf dem Weg sah ich einen schönen Markt mit von Markisen überspannten Holzständen, ukrainischen Muttis, ich sah einen schicken niegelnagelneuen Busbahnhof aus Stahl und Glas, einen ebenso schicken Bootsanleger - sogar ein Stück Radweg/Promenade/Fußweg am Ufer entlang - mit einer Nachtbar. Der Dnepr hat seinen Reiz - schon wie in Kiew gibt es weiße Strände mit feinem Sand. Abgesehen von Glasflaschen sogar sehr sauber. Im modernen Supermarkt am Busbahnhof kaufte ich mir was zum Frühstück, was aber dann soviel war, dass es zum Abendbrot reichte - ein großes Fladenbrot, ein paar Scheiben abgepackte Wurst (wie Salami), ein Bier für später und drei Stück Kuchen, von denen jetzt nur noch eines übrig ist. Trotzdem will ich noch einmal zu Fuß los, da es vorhin etwas genieselt hatte.
Habe jetzt geduscht und bin fit, noch in ein paar Kneipen abzuhängen.

Bisher lief alles prima: zwei Tage Scheißwetter genau in Kiew haben doch gut gepasst. Dass ich nicht heute nach Tscherkassi weitergefahren bin, auch. Schließlich war das Wetter dann am Abend plötzlich schlechter geworden. Und vor allem: mir gefällt Kaniv. Mal sehen, was ich noch so entdecke, heute Abend.