Tag 85 12.6.12 Buchara 217km (6762 km)


Ich wohne im Museum. Bei meiner Ankunft in Buchara begegnete ich einem netten hilfsbereiten Kerl vom Hotel Zargaron. Ich ließ mich breitschlagen, es mir anzusehen und hätte mit dreißig US$ auch einen Sonderpreis für das sehr saubere Zimmer mit sehr ordentlichem Bad bekommen. Ich wollte mir dennoch Akhbars House ansehen - und es war richtig so: das alte Haus atmet Flair, hat einen schönen Ayvon von alten Säulen gestützt (hoher offener Raum wie ein ebenerdiger Balkon), die hübsche Tochter (?) öffnete mir und zeigte mir die liebevoll eingerichteten Zimmer. Auch wenn ich morgen das Zimmer wechseln muss - ich fühle mich wohl in der eher privaten Atmosphäre. Im anderen Hotel werden Reisegruppen abgefertigt - und morgen soll auch noch eine deutsche Gruppe ankommen! Der Blick dort geht mehr auf das Restaurant als auf die Kuppeln und das Minarett. Ich habe hier keinen Blick - dafür aber das Gefühl in einem Haus eines alten wohlhabenden Kaufmanns zu wohnen. Ich habe meine Wäsche gewaschen, geduscht, mich rasiert.
Der Tag war zwar hart - für meinen Tagesrekord mit zweihundertsiebzehn Kilometern aber nicht so schlimm, wie anzunehmen bei der Durchquerung der Kizilkum-Wüste.


Ich hatte schlecht geschlafen in der Tschaichana: der Wind wehte heftig und frisch in der Nacht und im dünnen Seidenschlafsack war mir doch kalt ohne Hosen. Trotzdem schlief ich etwas - auch wenn nachts noch oft LKW vorbeikamen, deren Lichtkegel über mein Bett unter den Bäumen strichen - oder LKWs mit lautem Getöse hier hielten. Morgens halb fünf Uhr wurde es lauter in der Kneipe und die Vögel über mir in den niedrigen Bäumen lärmten und schissen mein Gepäck und Fahrrad voll. Daher war ich fünf Uhr dreißig reisefertig auf dem Weg - ohne Frühstück. Nach zwanzig Kilometern etwa bzw. einer Stunde kam die erste Tschaichana, wo zwei junge Frauen putzten und fegten. Es gab Kaffee, Tee, Spiegelei und gebratene Wurst mit leckerem Weißbrot. Nach nochmal vierzig Kilometern machte ich eine weitere Pause auf Kaffee und kühle Getränke. Eigentlich schleppte ich mich den ganzen Tag von Tschaichana zu Tschaichana (hier in Usbekistan "Tschaichana", in Kasachstan "Schaichana"). Der Wind stand gut und ich kam mit 22km/h voran - trotz anfangs sehr schlechtem löchrigen und huckeligen Asphalts. Später wurde der Belag gut bis sehr gut und zwölf Uhr hatte ich hundert Kilometer geschafft. Bei Gazli machte ich in einer schönen Tschaichana einen Stop auf Schaschlik mit Brot und Sprudelwasser für 8000 Sum. Halb vier Uhr hatte ich hundertfünfzig Kilometer weg und achtzehn Uhr etwa zweihundert. Es gab wirklich alle zwanzig bis dreißig Kilometer was zu trinken oder Tschaichanas, sodass man nicht so viel Getränke transportieren musste (ich hatte immer nur so fünf Liter mit). Am Nachmittag hatte ich nur für die Cola 500 Sum bezahlen müssen. Gegen halb sieben Uhr war ich nur noch fünf Kilometer von Buchara entfernt in der letzten Tschaichana des Tages: es gab wieder Tomaten-Gurkensalat mit Zwiebeln, lecker Fladenbrot, Ayran und Sprudelwasser. Dafür musste ich nur 3000Sum bezahlen. Ich mag übrigens keine Cola mehr. Ich hatte zu viel davon getrunken und finde sie jetzt fast schon eklig. Aber wenn es ausser Wasser und Bier nichts anderes gibt ....
Habe heute ein paar der Tschaichanas fotografiert - für einen Eindruck. Sonst gibt es nicht viel zu berichten von der Wüstenfahrt.
Mir wurde heute Mittag bestätigt, dass es hier große Warane gibt, die bei großer Hitze auf die Strassen wandern - und Kobras gäbe es auch. Der Biss eines solchen Warans (nicht nur der der Komodowarane) sei nur durch Amputation heilbar...

Nach 2 Bier in einer Kneipe am Platz neben dem Gaukushankomplex will ich nur noch ins Bett.
Das schöne an Chiwa war, dass es abends und nachts fast komplett touristenfrei war. Hier wimmelt es nur so von Menschen - auch wenn dieser Platz recht ruhig ist. - Ich habe vom Kellner eine Shisha Wasserpfeife bekommen, die am Nachbartisch nicht zu Ende geraucht wurde. Er gab mir ein neues Mundstück und ich habe hier cool Myrte mit nochwas gepafft, während ich mit dem Kellner paffte - bevor er plötzlich schnell mit dem Fahrrad verschwand, nachdem er paar Tische weiter irgendwas verschüttet hatte. Ob er gefeuert worden war?

Ich habe drei Tage gegenüber meiner Planung gewonnen. So kann ich mit dem Rad nach Sharishabz fahren oder vielleicht auch noch bis Taschkent.