Tag 74 1.6.12 Jasliq


Bin um Mitternacht über die Grenze gekommen – ohne Schikanen – aber es war furchtbar warm da drin und viele Menschen waren dort. Auch die Laster standen in langen Schlangen. Ich fuhr nach Mitternacht noch bis Qaraqalpakstan (dachte ich). Der Ort hieß aber irgendwie anders. Da ich kein Geld getauscht hatte, die Straße ab dort von der Polizei gesperrt war (der Polizist redete was von Wölfen und anderes unverständliches Zeug), schlief ich vor der Schaichana auf Betonteilen im Freien unter dem Sternenhimmel – die Locals hatten mir den Platz als Diwan gepriesen. Gegen halb oder um zwei Uhr vielleicht schlief ich ein. Halb fünf Uhr weckten mich die Männer, damit ich aufbreche – und das war sehr gut so. Von fünf bis acht Uhr war es herrlich, dann bis halb zehn Uhr gut und dann wurde es schlimm bis unerträglich: kein Schatten, viel zu wenig Wasser (nur zweieinhalb Liter), weil mir der Polizist gesagt hatte, dass hier der Ort Qaraqal.... ist und Qaraqalpakstan erst in zwanzig bis dreißig Kilometern kommt. Da wollte ich dann die Getränke kaufen. Bis elf Uhr teilte ich mir die Getränke streng ein – dann traf ich ein deutsches Pärchen: Rainer und seine Frau im Wohnmobil aus Böblingen, die mich zu einem kühlen Eistee einluden. Die beiden wollen weiter nach Tadschikistan und Kirgistan, waren schon etwas älter und hatten neun Wochen Zeit. Ich war total happy und bekam sogar noch einen halben Liter kühles Wasser mit. Als ich dann in der Hitze weiterfuhr, wurde es mit dem Durst schon etwas prekär. Der Durst wurde größer, die Getränke schneller aufgebraucht als ausgerechnet – und es war klar, dass ich nicht mit dreieinhalb Litern hinkomme bis Jasliq. Später stand ein Auto am Straßenrand – Wasser konnten mir die Leute aber leider auch nicht abgeben. Ich hatte später Glück, als ein Baufahrzeug mit vielen Arbeitern zur Reparatur am Rand stand. Die gaben mir noch einmal zwei Liter Wasser aus einem Kanister mit. Damit hatte ich wieder fast drei Liter. Gegen halb zwei Uhr nachmittags war es so heiß, dass ich mir Sorgen machte, durchzukommen. Nicht nur wegen des Wassers. Ich war dann froh, erst einen großen Wegweiser zu finden, der etwas Schatten spendete und später ein paar Sträucher (nach 122 Kilometern), wo ich im Schatten eine Stunde schlafen konnte. Danach war der Himmel etwas eingetrübt und es fuhr sich etwas leichter. Ein Gleisarbeiter als Anhalter fragte mich ca. zehn Kilometer vor Jasliq nach Wasser – ich konnte ihm sogar einen Viertelliter abgeben. Als dann das Schaichana auf Verkehrszeichen endlich angekündigt war, entpuppte es sich aber als Polizeistation. Da ging plötzlich garnichts mehr bei mir. Ich war völlig entkräftet – und demotiviert wegen der grossen Enttäuschung. Noch fünf Kilometer! Ich ass dann dort eine Weile im Schatten, bekam dann von einem Polizisten noch drei Liter eiskaltes Wasser verkauft, von dem ich gleich die Hälfte hinunterspülte. Und gegenüber war ein Wasserhahn, wo ich mir nach kurzem Kräftesammeln Kopf, Arme und Beine kühlte und mir die Hosen wusch, ohne sie auszuziehen – was auch schön kühlte. Danach schaffte ich die fünf Kilometer zur Schaichana hier mit einer grünbelaubten Pergola. Anderthalb Liter Fanta, Suppe mit Pelmeni, Plov und zwei mit Kartoffeln gefüllte Eierkuchen brachten mich fast zum Brechreiz. Ich SMS-te etwas mit Beate, lagerte die Füße hoch. Die Locals kündigten mir einen weiteren Deutschen Radfahrer etwa zwanzig Kilometer hinter mir an. Der muss ja auch heute hier ankommen...
Unterdessen habe ich hier meine Tenge und 100US $ eingetauscht, für die ich 280.000Sum bekam: drei dicke Bündel Geld. Die Locals sagten, das das nächste Schaichana erst in Qonghirat käme. Ich hoffe aber sehr auf einen Shop in Aqsalaq, das in hundertzwanzig Kilometern kommen muss. Und ich will morgen schon halb fünf Uhr morgens losfahren – vielleicht sogar vier Uhr. Acht Liter muss ich mitnehmen!