Ich bin in Chiwa!!!!! Was für eine Stadt - was für ein Flair! ein bisschen vielleicht wie Jaisalmer in Rajasthan in Indien. Ich habe mich sofort verliebt in diese kleine Stadt, nachdem ich nach 176 Kilometern hier gegen halb sieben abends aus Nukus angekommen war. Kreischende Mauersegler begrüßten mich und machten die alten Gemäuer, Gebäude und Minarette noch liebenswerter. Auf dem Weg zum Hotel fotografierte ich schon viel in der Abendsonne. Ich checkte dann im Hotel Islambek ein, duschte, trank dabei ein kühles Bier und ging dann gleich wieder los in die City. Ich bin sooo glücklich: so glücklich, in einer der drei Perlen Usbekistans angekommen zu sein nach 6.172 Kilometern!
Nach einem anstrengenden Tag war ich heute wieder fünf Uhr losgefahren - das Hinterrad hatte einen Platten - entweder hatte im Hotel jemand daran herumgespielt oder ich hatte mir auf den letzten Metern doch noch etwas eingefahren. Ich pumpte Luft auf und nach zehn Kilometern musste ich eine der Sprayflaschen in den Reifen blasen. Zur Sicherheit habe ich auch noch das Ventil gewechselt, da aus dem Alten der weiße Reparaturschaum herauskam. Den Rest der Strecke hatte das Rad durchgehalten.
Die Straße A380 war grauenhaft - Steppe, Baustelle für eine neue asphaltierte Straße und starker Gegenwind. Am Abzweig nach Manghit machte ich gegen zehn Uhr Pause, nachdem ich kurz vorher rechts den Turm des Schweigens passiert hatte. Ein Ort, an dem die Anhänger Zarathustras früher ihre Toten lagerten, da sie diese nicht begraben wollten/durften/konnten(?). Hab in der Tschaichana wieder mit den Lasterfahrern gesprochen - aber noch schöner wäre es gewesen, zehn Kilometer weiter in einer der vielen Teestuben am angestauten Amurdarya Pause zu machen. Ab da (nach der Pontonbrücke mit den zusammengeschweißten Blechen) wurde es dann auch wieder richtig schön:
statt Steppe gab es Kulturlandschaft mit Feldern, Bäumen und immer wieder Ortschaften. Ich musste also nicht so viele Getränke spazieren fahren. Außerdem war der Gegenwind einerseits wegen des Wechsels der Fahrtrichtung nach Südsüdwest und andererseits durch die Vegetation fast ganz verschwunden. In der Steppe kann sich der Wind immer weiter aufbauschen, ohne dass er durch irgendein Hindernis gebrochen wird. So war ich also zwölf Uhr achtzig Kilometer weit gekommen, was mir Hoffnung machte, die übrigen achtzig Kilometer in insgesamt fünfzehn Stunden schaffen zu können. Nach hundertfünf Kilometern machte ich Mittagspause in einer Tschaichana, um Pelmenisuppe zu essen und Cola zu trinken. Dort habe ich auch wieder alle Leute unterhalten, die auf den Nachbarpodesten lümmelten. Gegen halb zwei Uhr bin ich dann weitergefahren. Halb vier Uhr hatte ich hundertzwanzig Kilometer, also drei Viertel der geschätzten Strecke weg und es ging mir noch gut. So habe ich es also gut geschafft, so zeitig und nach zehneinhalb Stunden Fahrzeit in Chiwa anzukommen - nach noch zwei kleinen Pausen zum Nachfassen kalter Getränke. In der Altstadt neben dem dicken, fetten, blauen Minarettstumpen habe ich zum Abendbrot noch zwei Bier getrunken, eine viel zu heiße Suppe gegessen, die meine Zunge gefühllos gemacht hat und dann noch Kebab dazugegessen - oder wie diese Hackfleischschaschliks heißen. Alles zu Touristenpreisen am Ende für zehn US$. Aber der Platz ist so schön - auch wenn nur Touristen hier sitzen. Das Minarett ist beleuchtet, Einheimische gehen spazieren, schieben Kinderwagen oder fahren mit dem Rad.
Inzwischen sind auch die Mauersegler zur Ruhe gekommen, ein etwas frischerer Wind weht - und es geht mir soooo gut. Das Hotel kostet fünfzehn Euro die Nacht - ich kann ins Web gehen, Frühstück gibt es und das Zimmer ist schön groß. Nur die Toilette könnte besser sein. Die ist wie überall bisher etwas ekelig - aber wenigstens kann ich hier wieder meine Wäsche waschen. Zwei Tage werde ich hier bleiben.