Dass ich es in drei
Tagen bis hierher schaffe, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich glaube,
ich hatte fünf Tage geplant. Aber entsprechend fertig bin ich auch. Bin in ein
Restaurant gegangen, das mir sonst zu chic und teuer erschienen wäre. Ich
wollte nur noch sitzen!
Heute früh fünf Uhr
war ich aufgestanden. Der Boden auf meinem Schlafplatz war schön fest gewesen
und wenig bewachsen – trotzdem haben mir feine Dornen vielleicht doch die
Isomatte zerstochen. Ich hatte nur mit dem Hüttenschlafsack darauf geschlafen,
was warm genug war – trotz des böigen Windes, der nachts gegen zwei Uhr aufkam.
Angst vor Viechern hatte ich nicht – und vorm Wolf sowieso nicht, vor dem ich
fast täglich gewarnt werde. Die Tütensuppen gestern mit Instantnudeln und
Brühe haben mir die nötigen Salze und Mineralien gegeben, um fit
weiterzuradeln.
Eigentlich hatte
ich für vier Uhr meinen Wecker gestellt – aber da die Straße gegen Mitternacht noch
einmal fast zu einer Autobahn mit vielen Lastern wurde und der Wind nachts
zeitweise heulte, brauchte ich etwas mehr Schlaf.
Gegen acht Uhr war
ich tatsächlich schon in Kungrad/Qonghirat in einer Schaichana! Guter Asphalt,
günstiger Wind, eine Straße bergab vom Plateau in milderes Klima kaum
hundert bis zweihundert Meter tiefer. Und dann auch noch bewölkter Himmel mit einigen Regentropfen.
Ich gönnte mir in der Schaichana eine halbe Stunde oder etwas länger, aß Spiegelei
mit Wurst und Brot und trank Kaffee – für 6.000 Sum – für kaum zwei Euro. Und weil es
so gut lief, entschied ich mich noch bis Nukus durchzuziehen. Der ganze Tag lag
ja noch vor mir – es war grün, Teiche, Tümpel, Getreide, Baumwolle, Sing- und
Wasservögel, muhende Kühe! Es erschien alles fast wie im Paradies nach dieser
Ödnis auf dem Ustyurt-Plateau. Und die Hitze war weg: Zehn Grad weniger als in
den letzten Tagen.