Tag 75 2.6.12 Aqshalaq 126km (5835km)


Habe im Schaichana in Jasliq im recht kühlen Innern schlafen dürfen. Vier Uhr klingelte mein Wecker und ich kam sofort los ohne großes Packen. Aber vielleicht noch zu gestern Abend:
Ich war wirklich ganz schön überanstrengt, hatte mich am Abend dort aber gut erholt, trank am Schluss noch zwei Bier, bevor ich Schlafen ging. Während dieser Zeit kam eine lächerliche Truppe vorbei: eine Central Asia Rallye-Mannschaft. Die Jungs waren sieben Tage von Ungarn aus unterwegs und wollen noch nach Dushanbe, um dort die Autos zu verkaufen: Ungarn, Portugiesen und ein Brite. Der eine Ungare hatte unpassend gemusterte bunte Shorts an, aus denen dürre Beinchen hervorstachen, er war klein und wirkte unbeholfen und so, als würde er gar nicht zu der Gruppe gehören. Der andere lief mit seiner Umhängetasche herum, in der er wie eine Frau immer was zu kramen hatte. Der peinlichste war der „Chef“. Wichtig mit zwei Schlüsselbändern behängt, auf denen das Motto der Reise stand: „Central Asia Rallye“, daran ein bunt bedrucktes professionell aussehendes Täfelchen mit den Stationen der Reise und am anderen der Autoschlüssel. Ich war zugleich etwas belustigt – aber dann auch froh, als die Jungs dann wieder weg waren. Die einzigen normalen waren die Portugiesen, die recht jung waren und mit ihren langen lockigen Haaren auch ganz gut aussahen.
Ich bin also vier Uhr losgefahren und bis neun Uhr lief es auch wieder ganz gut. Ich gönnte mir sogar kurze Pausen. Ab neun Uhr etwa setzte starker Gegenwind ein, der den heutigen Tag ebenso beschwerlich werden ließ wie den gestrigen. Ich ruhte irgendwo dreißig Minuten im Schatten eines großen Wegweisers und am Nachmittag nach hundert Kilometern im Schatten eines kleinen Busches, in den ich meinen Kopf steckte, nachdem ich nach Schlangen oder anderen Viechern geschaut hatte. Da ruhte ich anderthalb bis zwei Stunden. Aqsalaq erreicht ich wohl so gegen vier Uhr nachmittags – ziemlich erschöpft wieder. Als ich im Ort nach einem Laden fragte, wurde ich auf einen Tee eingeladen – es war ein schickes Haus (innen) mit Podest, auf dem ein dicker Teppich lag. An der Wand hing ein weiterer – davor stand ein TV mit Satelliten-Receiver, der auch gerade lief. Auf dem Tisch standen Tee und Naan und fettiges Knusperbrot. Ich hatte mir Hände und Gesicht waschen können und nach der Bewirtung – weil das Gespräch auf das Thema kam – durfte ich dort im Garten sogar duschen. Was für eine Wohltat!
Der Gastgeber arbeitet als Kraftfahrer, im Garten hat er Kartoffeln und Tomaten - und Kühe hält er auch. Die Frau arbeitet in der großen Gasverdichterstation im Ort. Die beiden Kinder – die Tochter 13, der Sohn 17 – waren auch dabei  - und seine Mutter – leider habe ich seinen Namen wieder vergessen. Er schickte mir dann den Sohn mit, um mir den Weg zum Laden zu zeigen (war wirklich nicht so leicht zu finden), wo ich Getränke, Tütensuppen und Waffeln kaufte. Dort saß ich dann noch eine ganze Weile mit der kalten Fanta, wartete auf den nachfolgenden Radfahrer und redete mit den Kindern und später mit den erwachsenen Männern, die dazukamen. Ich fuhr dann noch zehn Kilometer, um einen Platz zum Schlafen und Kochen zu finden. Da bin ich nun. Nebenan ist die Baustelle für die neue Straße und hier liegt etwas Bauschutt: zerbrochene Ziegel, die mir einen Sitzplatz boten und den Kocher vor Wind schützten, den ich heute das erste Mal auf der Reise benutzte.