Tag 63 21.5.12 Istanbul

Ich bin in Istanbul gestrandet - alles hatte bisher so gut geklappt: das Hamam gestern - Besuch in der bald fünfhundert Jahre alten Sauna, nochmal auf ein Bier in die Meile mit den vielen Kneipen und Locals. Gut geschlafen hatte ich auch und das Wecken in der Nacht hat auch geklappt. Und auch das Taxi für siebzig Lira war pünktlich da. Und nun am Flughafen das: der Flug war gestern, obwohl man mir per SMS geschrieben hatte er wäre am 21. Die booking reference hab ich am Airport im Internet auf www.airastana.com gecheckt: tatsächlich gestern! Nun stehe ich da - ohne gültiges Ticket - und einen Flug gibt es auch nicht - außer über Almaata. Der Umweg wäre so riesig, als würde ich ab Frankfurt über Dubai nach Antalya fliegen - oder: die Strecke Dresden-Lissabon als Umweg, Hin und Zurück! Sooooo groß ist Kasachstan. Und wenn ich denn überhaupt ein Ticket bekomme, dann bin ich statt drei Stunden dafür weit über vierundzwanzig unterwegs. Was für eine Schei... wegen eines kleinen Tippfehlers in einer SMS. Hätte ich doch auf einem Papierticket bestanden wie auf dem Herflug, wo ich wenigstens ein E-Mail-attachment hatte! Das wird jetzt also echt unangenehm. In zweieinhalb Stunden macht der Schalter von Airastana auf - dann beginnt man auch bei meinem potentiellen Arbeitgeber zu arbeiten und vielleicht bekomme ich von dort die Info, dass das Reisebüro schuld war. Sonst muss ich eben den Flug bezahlen...
- Baku
Man hat mir einen Flug über Baku gebucht - da sitze ich nun am späten Nachmittag. Der Ablauf hier erscheint sehr unstrukturiert. Außer mir ist hier niemand auf der Durchreise. Es gab keinen Extra Durchgang für Transitreisende bzw. schickte man mich dort wieder weg. Vor den Schaltern zur Einreise und für Visaangelegenheiten holte mich ein Beamter ab. Der ist jetzt seit Stunden  irgendwo mit meinem letzten boardingpass und dem baggage tag verschwunden. Aber ich habe ja auch mehr als sechs Stunden hier ohne Internet totzuschlagen.
- immer noch Baku
Nach diesem Gewarte in Flughäfen freue ich mich so sehr, wieder monoton in die Pedale zu treten, durch die Hitze zu fahren und meinethalben auch gegen den Wind zu treten. Nach den Nächten im Istanbuler Dila Hotel in Eminönü (wo seit Kiew das erste Mal wieder Zimmerservice mit gemachten Betten und frischen Handtüchern war) halte ich es auch wieder einmal ungeduscht im Zelt aus.

Die Cemberlitas Therme hatte ich noch nicht weiter beschrieben: der Raum war mit einer hohen Kuppel überspannt, in der durch kleine runde, verglaste Löcher Tageslicht in die Sauna kam. Man ruhte auf einem riesigen oktagonalen Marmorblock, der von unten erhitzt wurde - mit einem Hüfttuch bekleidet. Um das Achteck herum gruppierten sich jahrhundertealte Wasserbecken mit fließendem warmen und kaltem Wasser. Mir fehlte dort ein Ruheraum - oder ein Pool zum Entspannen, um mich richtig wohlzufühlen. Budapest hat ein ähnlich altes türkisches Bad. Nur hatte ich damals das Pech, in einen Schwulentreff zu geraten. An sich ja nicht schlimm - aber die Jungs waren zu innig miteinander beschäftigt: die lagen da eng umschlungen oder schmusten im Pool und knutschten hemmungslos herum. Ich hab aufgepasst, dass mir die Seife nicht runterfällt und bin dann recht bald wieder gegangen :) Das war hier also in Istanbul völlig unkritisch (in Budapest ja eigentlich auch!). In Istanbul kann man sich gegen Aufpreis massieren und einseifen lassen - aber ich laß mich nicht gern von Männern anfassen ...

- es ist furchtbar, soviel Zeit auf kleinen Flughäfen totzuschlagen. Und ich mach mir immer noch etwas Sorgen wegen meines Gepäcks und des Fahrrads im Hotel, weil ich länger als angezeigt weg bin (hatte aber gestern eine E-Mail geschrieben, dass ich am 21. ankomme) Und auch wegen der Visabürokratie. Es ist die zweite Einreise nach Kasachstan (in weiser Voraussicht für alle Eventualitäten hatte ich ein Visa für zweimalige Einreise beantragt. Eher, um zurückzufahren wegen Krankheit, Wasser, Vergessenem oder Verlorenem oder der Option eines Heimflugs über Alma-Ata).

Baku hat ähnlich hochfliegende Pläne wie Dubai mit künstlichen Inseln und dem höchsten Gebäude der Welt. Bei der Landung war davon nichts zu sehen - schade. Ich bin in Baku - und doch nicht. Wenigstens war es eine ordentliche Maschine mit einer sehr hübschen Stewardess und mit Inflight Entertainment, wo ich mir den letzten Harry Potter Film ansah.
Der Flug nach Aktau wird kurz - nur über das Kaspische Meer und dauert vielleicht anderthalb Stunden. Morgen dann die Visa-Registrierung in der Migrationsbehörde und am 23. geht es dann endlich weiter nach Beket Ata. Vielleicht kann ich morgen auch meine Fotos hochladen und noch eine neue Speicherkarte kaufen. Ich hatte in Istanbul sooo viel fotografiert....