Ich wollte nicht über Dossor fahren. Meine Karte zeigt eine südlichere Route, die mir in Atyrau keiner weisen konnte. Zuletzt an einer Tankstelle sagte mir ein Einheimischer, der gut Englisch sprach, dass er sich nicht sicher ist, ob es da wirklich eine Trasse gibt. Ich nahm das innerlich zähneknirschend zur Kenntnis und akzeptierte die etwa 70km Umweg. Die Strecke war nicht unbedingt schön heute. Da ich durch die Meldeformalitaten heute früh erst kurz vor 11Uhr aus der Migrationsbehörde kam (wo ich noch einmal die netten Kanadier traf, die mit ihrem britischen Wohnmobil bis November Zeit haben) und durch die Suche nach der richtigen Straße soviel Zeit verlor, war es schon 11.30 Uhr, ehe ich richtig loskam. Auf der Strecke gab es einige Salzseen - kaum Tiere außer ein paar Lerchen, Schwalben, Krähen und einer kleinen Eidechse. Mir haben dort die rot blühenden Pflanzen gefallen, die mit den großen welkenden Blättern an Rhabarber erinnerten. Und an einer Stelle fand ich eine fast 50cm große Kugel mit viel Eisen an der Oberfläche, die ich in der Einöde hier im Sand für einen Kometen hielt. Aber wahrscheinlich eher doch nicht - wo da doch kein Krater war.
30 - 40km nach Atyrau gab es 1-2 Hotels, die hier Конак Уй heißen. Danach kam ewig nichts mehr. Gegen 15 Uhr eine Möglichkeit, was zu essen - aber ich wollte vorankommen gegen den Wind, da ich nur 10 Tage Zeit habe, um bis Aktau zu kommen und jetzt durch den Umweg schon einen Tag Puffer verloren habe. Und ich muss wieder gegen heftigen, schräg von vorn kommenden Wind ankämpfen. Immer, wenn es mir irgendwo besonders gut gefallen hat, war am nächsten Tag Gegenwind - so als sollte ich doch noch etwas dort bleiben. Der Vorteil meines Aufenthaltes in Dossor ist, dass es hier ein Hotel gibt. Man muss aber danach fragen, da es weder ausgeschildert ist noch an irgend etwas erkennbar ist. Die dazugehörige Kneipe hat zu - man hat mich an den Lebensmittelladen verwiesen. Ein netter Kasache, der früher 2 Jahre als Soldat in Leisnig war, fuhr mich mit seinem Daewoo hin. Ich holte mir 3 Liter Wasser, Joghurt, Weissbrot, 1 Bier und Leberpastete - und so was wie Buttermilch (das hatte mir der Kasache zum Frühstück empfohlen). Der Supermarkt war recht groß für das kleine Dorf und der Besitzer hatte einen dicken Audi A6 2.7 vor der Tür stehen. Dossor lebt auch von Öl und Gasvorkommen. Das Wasser hier im Hotel kommt wohl auch nicht aus den Salzseen im Dorf - ich habe dennoch ungeniert geduscht und meine Wäsche gewaschen. Gegessen habe ich dann im Hof des Hotels vor unansehnlichen Garagen - aber im Licht der untergehenden Sonne. Jetzt ist es 21.30 Uhr - draußen ist es noch hell und mein Plan für morgen ist Qulsary - 120km von hier. Da muss es auch wieder ein Hotel geben.