Tag 48 6.5.12 Atyrau


Wegen des Behördenkrams bleibe ich also doch bis morgen hier. Ich werde ins historische Museum gehen, ins Internetcafé und sicher am Abend wieder an die Uferpromenade. Vielleicht fahre ich am Nachmittag da auch mal mit dem Rad entlang - ich habe es nicht geschafft, vom Anfang bis zum Ende zu kommen. Je weiter man aus dem Zentrum kommt, umso leerer wird es dort - und damit langweiliger. Der Ural führt Hochwasser und die Böschungen sind Schrägen aus Beton. Mich wundert, dass hier keine Angler sind: dicke Fische springen aus dem Wasser und baden an der Luft, Möwen holen sich ab und an ein Fischlein. Ganz wenige Motorboote waren zu sehen. Eigentlich würde mich auch die Mündung des Ural ins Kaspische Meer interessieren. Ein bisschen muss es dort doch auch sein wie im Wolgadelta, nur hundertmal kleiner, oder? Aber das ist zu weit für einen Tagesausflug.

Ich war im Museum. Es war nicht so unbedingt sehenswert aber als Flucht vor der Mittagshitze nicht schlecht. Es gab einen "ausgestopften :)" Herrscher in seiner vor wenigen Jahren hier ausgegrabenen goldbesetzten Kleidung zu sehen, ein paar steinzeitliche Funde, Fossilien, ein tolles Reitzeug, eine Jurte und bisschen was Naturkundliches. Hab den Tag heute genutzt, um die Usbekistanreiseführer zu lesen und mir die Highlights zu markieren. Und zum Durchrechnen, weil dreißig Tage nicht viel sind für Usbekistan und die vielen Kilometer dort. Ich habe im deutschen Reiseführer von Judith Pelz herausgefunden, dass es für Könye Urgench in Turkmenistan an der Grenze ein Ein-Tages-Visum gibt. Das ist toll. Das muss ich nun wieder in meinen Reiseplan einbauen. Eventuell kürze ich eine Drei-Tagestour durch die Wüste ein, indem ich ein Taxi oder einen Bus nehme, falls die Zeit knapp wird. Ich bin sooo gespannt auf Usbekistan. Samarkand liegt 750m über dem Meeresspiegel - das wird am letzten Tag noch eine richtige Herausforderung, da die Höhenmeter alle an einem Tag zu überwinden sind: und Ende Juni ist es sicher schon richtig heiß.
Sonst bin ich heute durch die Stadt gebummelt, um vielleicht nochmal ein Internetcafé zu finden, da das zuletzt gefundene doch am Sonntag geschlossen hatte, wo ich doch gern mit der family geskyped hätte - die erste Möglichkeit hier in den vielen Tagen. Aber morgen muss ich schon weiter, damit ich nach Aktau komme - und vielleicht von dort nach Istanbul. Sonst gibt es dort Meer, Strand, unterirdische Moscheen, Pilgerstätten und wilde öde Landschaften - viel zu entdecken. Und sechs Tage brauche ich von dort allein bis Usbekistan durch Steppe und beginnende Wüste - ohne den Puffer (den ich aber gern in Beyneu hätte, um Wind und anderen Widrigkeiten begegnen zu können und nicht wertvolle Zeit für Usbekistan zu verlieren).

Aber inzwischen gefällt es mir hier auch sehr gut - ich kann hier prima entspannen. Mein Puls am Morgen lag bei 54 - mit etwas Training und Meditation komme ich im nächsten Winter vielleicht ganz in den Winterschlaf :)



Im Moment sitze ich wieder im Biergarten am rotgoldenen Ural (der eigentlich durch das Hochwasser eine braune schlammige Brühe ist und bei niedrigem Sonnenstand trotzdem blau strahlt) im Café Asia. Habe heute doch am Fleischberg gearbeitet - es war Hammelschaschlik - auch sehr lecker. Und dazu gab es zwei Bier (und ein Drittes schon am Nachmittag oben im Café nördlich der Brücke). - Es gibt hier tolle Sonnenuntergänge und eine fantastische Dämmerung: Mir bleibt jetzt täglich bis 21.30 Uhr Zeit zum Radeln - so lange ist es hell genug. Es war jetzt zwei Tage fast windstill. Hoffentlich ändert sich das morgen nicht - und wenn, dann brauche ich Westwind. Aber nur morgen - dann geht es drei Tage nach Süden.