Ist das eine lange Pause vom Radfahren! Das werden ja bald zehn Tage Urlaub vom Urlaub.
War gestern Abend noch ein Bier trinken und dann im gleichen Restaurant
wie am ersten Abend vegetarisch essen. Die Straße in Kadıköy ist so
voller Menschen in einer Unmenge von Kneipen - Touristen sind da kaum
darunter. Es war lecker und ich hab dann gut geschlafen bis gegen sieben Uhr.
Die zwei Stunden Zeitverschiebung kann und brauche ich nicht
verinnerlichen - morgen geht es zurück.
Nach dem Frühstück wieder die Fähre, dann zur kleinen fast leeren Stararchitektenmoschee von damals, der Rüstem Paşa Moschee. War lange da drin, hab mir die farbigen Fliesen angeschaut und fotografiert. Danach zur Süleymaniye Moschee, auch von dem Architekten Sinan im 16. Jahrhundert gebaut. Auch diese riesige Moschee beeindruckt. Alles hier ist pure Geometrie: die Moscheen und deren Dekore haben eine große Regelmäßigkeit und viel der Malereien und Schnitzereien muss mit Zirkel und Lineal vorbereitet worden sein. Da hatte uns damals die östliche Welt viel Voraus - oder war auf einem wenigstens gleich hohen Stand wie wir mit unserer europäischen Gotik. Wenn man das sieht, kann man ein bisschen unserer westlichen Überheblichkeit aufgeben. Europa ist nicht der Nabel der Welt. Ich hab in den drei Tagen kaum mehr gesehen als ein kleines Stück Istanbul am Goldenen Horn - alles zu Fuß erreichbar - und es gibt soo viel mehr zu sehen. Und im Hamam war ich auch noch nicht. Vielleicht folge ich heute Petras Tipp und gehe in das Çemberlitaş Hamam.
Wer mal ein kurzes Abenteuer erleben will und wen eine 15-Millionen-Einwohner Metropole nicht schockt, der sollte ab Leipzig oder Schönefeld (bald dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg) mal für ein langes Wochenende hierher. Es ist echt irre. Meine erste Reise nach der Wende ging nach Griechenland - wegen des Reichtums an Kultur und Geschichte dort. In Istanbul kann man geballt und konzentriert viel mehr haben. Wer Meer will und trotzdem Kultur, für den passt Griechenland besser - oder eine Wanderung bei Antalya auf dem lykischen Weg, wie ich sie mit Frank gemacht hatte (Bloß nicht nach Antalya zum Badeurlaub!).