Ich war heute nach einem Frühstück mit Tee und Torte nahe am Markt nur nordwärts gefahren in Richtung Beyneu, solange Asphalt war: fünfundvierzig Kilometer und dann noch ein Stück weiter bis ans Ende des Berges, um die Aussicht zu genießen. Die Strecke war landschaftlich schön, der Belag am Ende so schlimm, dass die Entscheidung für die Eisenbahn die richtige war. Unterwegs ein kleiner Tümpel mit Schafen, Ziegen und Kamelen, eine kleine Nekropole auf einem Hügelchen vor tollen Bergen. Für die Toten gab es neue Hemden (Wozu braucht man im Jenseits Hemden, wenn da die vielen Jungfrauen auf die braven Muslime warten. Vielleicht gab's auch deswegen nur Hemden und keine Hosen :) ) Ist schon ein eigenwilliger Totenkult hier. Die tollen Gebäude in den Nekropolen gegen die hässlichen Wohngebäude...
Auf der Rückfahrt war ich im letzten Ort vor Shetpe ( ...........) noch etwas essen und Kaffee trinken. Kurz danach traf ich die zwei Radfahrer: Michael aus München, der weiter zum Pamir will und dann über China und Südostasien nach Indien, Pakistan. Und Jacques ("Tour le monde"), der seit siebzehn Jahren in der Welt unterwegs ist. Das erste Jahr ist er durch Europa gerannt: 18000km. Dann mal durch Südamerika gewandert. Ein sympathischer Mensch - nicht der typische Globetrotter mit langem verfilztem Haar und Hippieallüren. Ich hatte ihn gefragt, was ihn antreibt. So ganz richtig hatte er die Frage nicht beantwortet. Er hatte nur gesagt, dass er sich entschieden hatte sein Leben zu ändern. Er war mal sieben Jahre nicht zu Hause in Frankreich, dann mal drei, und das letzte Mal war er dort vor einem Jahr. Nichts für mich. Ich freu mich immer wieder auf zu Hause nach einer schönen Reise. Und diesmal, wo ich so lange von zu Hause weg bin wie noch nie zuvor, freue ich mich besonders - sogar auf Altmittweida, das bisher irgendwie nicht so richtig meine Heimat werden wollte, obwohl ich da schon fast vierzehn Jahre (?) wohne. Meine Stadt ist eben immer noch Chemnitz.... Na und auf die Familie freu ich mich sowieso. Beate hat heute ein paar Fotos geschickt von den Kindern, vom blühenden Garten, ....
Nach der Rückkehr war ich auf dem Basar, kaufte Stecker ein und reparierte dann für die Wirtin den Kühlschrank und den Wasserkocher, damit es morgen früh für mich Kaffee zum Frühstück geben kann und kalte Getränke.
Am Abend war ich neben dem Bahnhof im einzigen Café Spiegelei essen (mehr konnte man für mich nicht zaubern, da eigentlich auch dort schon geschlossen war - man sich aber über meinen dritten Besuch dort freute). Danach gab's noch ein Bier mit Chips in der Bar neben dem Hotel, dann rief Beate noch einmal an und die Kinder - schließlich schlief ich schnell ein.
Reisebericht Fahrradreise von Sachsen nach Samarkand (Mit dem Fahrrad nach Usbekistan über Polen, Ukraine, Russland, Kasachstan - Central Asien, Mittelasien) Sabbatical
Tag 70 28.5.12 Shetpe ca. 45km (5357 km)
Gestern Abend war ich neben dem Hotel ein Bier trinken, saß mit dem Aserbaidshaner zusammen, der auch im Hotel wohnt und hier arbeitet - bzw. ein Unternehmen hat. Danach war ich noch einmal in dem einzigen Café Schaschlik essen, das geöffnet hatte - neben dem Bahnhof.
Heute bin ich gegen neun Uhr losgefahren Richtung Norden. Und es war genau die richtige Entscheidung. Dort hatte ich erst eine Nekropole in schöner Landschaft gefunden und schließlich nach etwa zwanzig Kilometern den Berg Sherkala, der weiß mitten aus der Steppe emporragt als eine Art Tafelberg. Ich lief auf zwei verschiedenen Wegen in die Richtung des Berges, um schöne Fotomotive zu haben. Auf dem Weg fand ich schließlich tausende von Fossilien - versteinerte Muscheln und meist Fragmente von Ammoniten (Nautilus). Ich hab dann lange gesucht, um ein paar schöne Stücke zu finden - und mir wahrscheinlich einen Sonnenbrand dabei geholt. Aber es geht so - außer etwas Kopfschmerzen und verspanntem Rücken. Am Abend habe ich Jacob aus Beer-Sheeva (Israel) kennengelernt, der hier mit seiner 1200RS BMW ist. Er ist mit zweiundsechzig Jahren Frührentner und reist durch die Welt. Geschieden, vier erwachsene Kinder. Ist schon 132000km mit der BMW gefahren: durch ganz Europa bis Portugal und ein andermal bis nach St. Petersburg und Moskau. Diesmal will er nach Nowosibirsk, dann weiter nach Japan und über die Philippinen nach Australien und was weiß ich noch wohin. Er kündigte mir auch die Begegnung mit zwei Radfahrern für den nächsten Tag an, die mit ihm von Baku übers Kaspische Meer gekommen waren.
Tag 68 26.5.12 kurz vor Shetpe (wahrscheinlich in Beki) 118km (5239km)
Nach hundertachtzehn Kilometern in einer schönen Landschaft mitten in der Steppe: eine beeindruckende Einladung zur Feier eines Familienclans, der auf einen gemeinsamen Vorfahren von 1750 zurückgeht: Karschau Ata. Ich habe zu viel erlebt, um das in der kurzen Zeit im Internetcafé aus dem Tagebuch schnell abzutippen.
Wir feiern in Jurten, ich als "Ehrengast", dem mit viel Neugier und Aufmerksamkeit begegnet wurde. Traditionelle Musik bis vier Uhr morgens auf den typischen zweiseitigen Instrumenten, Gesang, lange Reden (ich halte meine erste Rede auf Russisch vor fast zweihundert Menschen - oh mein Gott), Festessen, ein "Bademantel" als Geschenk für mich (wo pack ich den bloß hin...), alte stolze Frauen in Trachten mit Silberschmuck, wie ich ihn hier im Museum sah - die Fotos sind nicht so toll, da das Licht nicht besonders gut war. Geschlafen hatte ich dann in einer der Festjurten (keine traditionellen Filzjurten)
Wir feiern in Jurten, ich als "Ehrengast", dem mit viel Neugier und Aufmerksamkeit begegnet wurde. Traditionelle Musik bis vier Uhr morgens auf den typischen zweiseitigen Instrumenten, Gesang, lange Reden (ich halte meine erste Rede auf Russisch vor fast zweihundert Menschen - oh mein Gott), Festessen, ein "Bademantel" als Geschenk für mich (wo pack ich den bloß hin...), alte stolze Frauen in Trachten mit Silberschmuck, wie ich ihn hier im Museum sah - die Fotos sind nicht so toll, da das Licht nicht besonders gut war. Geschlafen hatte ich dann in einer der Festjurten (keine traditionellen Filzjurten)
Tag 67 25.5.12 Zhanaösen
Ich hatte gut geschlafen und war 6.15 Uhr wach, um nach Beket Ata aufzubrechen. Ich hatte ausgecheckt und gepackt und nur das Wichtigste für die Nacht mitgenommen. Sieben Uhr war ich am Markt, wo die Taxis bzw. Jeeps abfahren. Aber es dauerte fast zwei Stunden, ehe genug Leute zusammen waren, um den Honda zu füllen. Der erste Mitfahrer arbeitete bei der Bahn, wo man demnächst die Eisenbahnlinie nach Turkmenbashi von hier in Betrieb nehmen wird. Dazu kam am Ende noch ein altes Paar (er 76, sie 74 Jahre alt). Auf dem Weg nach Beket Ata hielten wir zweimal an. Der erste Halt war auf einem Plateau mit einem schönen Ausblick über die Landschaft, wo ein einzelnes Grab stand. Der zweite Halt war schon bei Schetpen Ata (?), einer der heiligen Stätten mit Gebetshöhlen und einer Nekropole. In der Höhle, wo man nicht fotografieren durfte, wurde mit zu einer Schale geformten Händen gebetet und am Schluss zwei Baumstämme, die in der Mitte der Höhle standen und in das Lichtloch oben reichten, berührt und umrundet. Der Herr, der mit mir im Jeep fuhr grunzte dabei wie ein Keiler, als er sich an dem Baumstamm scheuerte (was das wohl zu bedeuten hat?). Danach gab es kostenfreie Bewirtung an einer langen Tafel mit leckerem Brot, Keksen, Konfekt und Tee ohne Ende. Es war eine angenehme Atmoshäre mit all den Pilgern dort zusammenzusitzen.
Etwa eine Stunde vor Beket Ata begann eine atemberaubende Landschaft. Die Kalksteinfelsen leuchteten in vielen Farbschichten: weiß, rosa, braun und grünlich - klar voneinander getrennt. Leider konnte ich das während der Fahrt nicht fotografieren und wollte die alten Herrschaften auch nicht aufscheuchen, weil ich hinten in der Mitte saß.
Beket Ata schließlich war unheimlich beeindruckend. Auf den Fotos kommt das nicht annähernd rum. Es erinnerte mich an die unglaubliche Atmosphäre am Mt. Bromo auf Java in Indonesien - aber es war ganz anders: stellt Euch vor, Ihr lauft zweihundert oder dreihundert Meter tief ins Meer, aus dem eben gerade jemand den Stöpsel herausgezogen zu haben schien. (Dabei ist das Millionen Jahre her, dass hier ein Meer war). Unten breitete sich eine etliche Kilometer weite Landschaft aus, die von steilen Kalksteinfelsen umrahmt war - weiß und rot und braun. So in etwa muss auch der Grand Canyon in den USA beeindrucken - nur dass es hier statt fetten unsympathischen Amis nette pummelige Kasachen in bunter Kleidung gibt. Und dass eine religiöse Pilgerstätte etwas mehr ausstrahlt als nur eine beeindruckende Landschaft. Bedauerlich war nur, dass wir am Ende doch am Abend zurück fuhren - da hatte ich nicht richtig gefragt am Anfang - oder bin etwas ausgetrickst worden. Eigentlich hätte ich dort gern Sonnenuntergang und -aufgang erlebt und vielleicht auch bessere Fotos machen können, als in der gleißenden Mittagshitze, in der man kaum etwas auf dem Display der Kamera sehen konnte. Außerdem war es extrem anstrengend, wieder hochzulaufen. Alle Achtung vor den alten Leutchen ...
Jetzt bin ich wieder im Internetcafé und hier ist auch noch der alte uploader funktionsfähig und blogspot.com nicht gesperrt. Tag 66 Zhanaözen ca. 67km (5170ca)
Fang ich mal vorgestern an:
Am Abend, nachdem ich mich so über google und die neue Uploadadresse geärger hatte, bin ich ins Hotel gegangen und habe gepackt und mich etwas ausgeruht. Es war nicht so einfach jetzt noch den Anzug und die Schuhe irgendwohinzupacken. Das Zelt ist jetzt mein 7. Packstück. Vielleicht treffe ich mal wieder nette Deutsche, die mit dem Wohnmobil da sind und denen ich Gepäck mitgeben kann (wobei sie mir da sehr vertrauen müssen, dass sie keine Drogen nach Deutschland fahren). Meine ganze Koch- und Küchenausrüstung brauche ich definitiv nicht. Notfalls tun es auch mal Kekse.
Am Abend war ich zum Abschied noch einmal im Restaurant Amphibia - dem mit den duftenden Robinien, die jetzt leider schon verblüht waren. Dafür war immer noch die hübsche Kellnerin Aischa da - und lecker gegrillte Schaschlik gab es auch noch. - Ich war dann gegen 8 Uhr wieder im Hotel Köktem und schlief bis 7.30 Uhr am Morgen fast 11 Stunden (der ganze Stress auf den Flughäfen und die Zeitverschiebung haben mich ganz schön belastet.
Am Morgen um acht Uhr hatte ich noch gefrühstückt, hatte mein Fahrrad beladen und musste zum ersten Mal Luft auf das Vorderrad pumpen (nach über 5000km und sechzig Tagen unterwegs - dank Schwalbe Marathon Reifen und guten Schläuchen). Ich habe die Straße nach Zhanaözen auf Anhieb gefunden, bin in der ersten halben Stunde gut vorangekommen - auch wenn mich ein Rechtsabbieger um Haaresbreite mitgenommen hätte, als ich geradeaus an einer Kreuzung weiterfuhr. Wahrscheinlich hatte er das nicht einmal gemerkt. Eine halbe Stunde später hörte ich es irgendwo hinter mir furchtbar quietschen - da wäre ich an dem Tag beinahe zum zweiten Mal mitgenommen worden. Hinter mir im Dreck nur noch eine Staubwolke - aber das Auto kam rechtzeitig zum Stehen. Zu dem Zeitpunkt war die Fahrt auch schon richtig anstrengend geworden: scharfer Gegenwind und heiße Luft - auch wenn es ziemlich bewölkt war und nach Regen aussah. Ich quälte mich gestern sieben Stunden gegen den Wind und bin zum ersten Mal an den Rand der Erschöpfung gekommen. Nach fünfzehn Kilometern und eineinhalb Stunden fand ich links das erste Café und frühstückte eine fleischgefüllte Pirogge und trank einen Tee dazu. Nach weiteren fünfzehn Kilometern fand ich noch einmal ein Schaichana - dort machte ich wieder eine Pause und trank etwas - Hunger hatte ich da glaube ich gar keinen. Ab da gab es bis zum Ende der Tagesetappe über mehr als fünfzig Kilometer keine Einkehrmöglichkeit und keinen Laden mehr. Und der Wind wehte weiter unbarmherzig, dass ich mit kaum 10km/h vorankam. Gegen Mittag fand ich ein schmuckloses Grab eines Sultan Ata, das mir einen wind- und sonnengeschützten Platz für eine lange Pause bot. Ich döste dort im Sitzen vor mich hin, war in Gedanken verloren und versuchte etwas zu meditieren (was ich bisher noch niemals wirklich geschafft habe, ohne mich in Gedanken zu verlieren). Die Pause tat mir gut und ich radelte dann weiter. Da kam auch kurz danach das allerschlimmste Stück. Gegen den Wind ging es 150 bis 200 Meter recht steil bergan. Die Hitze war drückend, ich machte mir etwas Sorgen um meine etwas knapper geplanten Wasservorräte, die bei diesem Tempo und der Zeit, die ich dafür brauchte, sehr knapp bemessen waren. Der Anstieg kostete Extra-Kraft. Auf halbem Weg nach oben gab es einen schönen Aussichtspunkt in die wilde wüstenähnliche Landschaft. Da lag ein riesiger Kalksteinquader (3mx1mx1m), auf dem ich herrlich liegen und abschalten konnte - auch wenn die Sonne da schon etwas intensiver war. Ich war da so was von platt und fürchtete fast schon vor Hitze und Anstrengung zu kollabieren. Danach ging es mir wieder besser - viel besser. Und wie durch ein Wunder, hatte der Wind aufgehört - der kam sogar ganz leicht von hinten, sodass ich den Rest des Anstieges etwas leichter schaffte. Da war es dann auch schon fast sechzehn Uhr - die Sonne schien nicht mehr ganz so doll und vielleicht hat auch dieses ansteigende Plateau den Wind in eine andere Richtung gelenkt. Auf meine unbeholfenen Meditationsversuche ist das sicher nicht zurückzuführen. Das alles hatte dennoch so sehr an meinen Kräften gezehrt, dass der Rest der Tagesetappe immer noch anstrengend genug war. Ohne meine Dextroenergeen Traubenzuckerreserven hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft. Dummerweise war die Rittersporttafel aufgeplatzt, die mit dem Traubenzucker in einem Druckverschlussbeutel war: wenigstens dieser Trost, der verhinderte, dass die Sauerei eine große geworden wäre.
Nach 87km und einer kurzen Polizeikontrolle kam ich in einer Schaichana in Zhetibay an. Ich war nicht einmal mehr richtig in der Lage auf die freundlichen Fragen nach Woher und Wohin zu antworten. Die Zunge klebte am Gaumen - ich wollte nur noch was Kaltes trinken, Essen und am liebsten Liegen. Dabei waren das nur so wenige Kilometer in mehr als neun Stunden. Durch den nachlassenden Wind kam ich noch auf einen Schnitt von zwölf km/h. Aber mir tat alles weh: Beine, Muskeln, Rücken - am Trikot habe ich mir irgendwie auch noch die rechte Brustwarze wundgescheuert und im Schritt tat es das erste Mal auf der Reise auch weh, weil ich eine andere 3/4 Radhose mit dünnerem Polster trug. Die Bedienung war sehr nett - es gab Suppe und Kartoffeln mit Fleisch und Fanta. Am Ende wollte sie wieder kein Geld nehmen. Aber es half wieder, zu sagen, dass ich viel Geld habe - ohne dass ich die Gastfreundschaft damit verletzt hätte und vergessen hätte mich zu bedanken. Sie hatte ihren Chef angerufen, der mich zu sich nach Hause einlud, da es kein Hotel im Ort gab. Ich war so froh darüber, dass ich alles geschehen ließ, ohne mich zu zieren oder zu widersprechen. Ich hatte auch nicht die geringste Lust, mein Zelt aufzubauen und auf der harten Matratze zu schlafen und alles wieder zusammenpacken zu müssen. Leider habe ich den Namen des Chefs vergessen - deshalb will ich ihn hier einfach Chef nennen (er hat aber meine Adresse und meine E-Mail-Adresse etc.). Sein Grundstück sah auf den ersten Blick aus wie ein Schrotthandel - überall alte Autos, Metallteile, Tanks, Bleche etc. Wir fuhren gleich weiter zu seinem Aussenposten, wo er Kamele hält und Schafe, bewacht von scharfen Hunden an Führungsleinen. Fünfzig Kamele hat er, von denen die meisten frei herumlaufen und nach denen er immer mal mit dem Auto sieht. (Daher braucht man hier wahrscheinlich auch keine Jurten mehr - ich habe keine einzige mehr gesehen) So ein Kamel bringt 1000kg auf die Waage und wenn ich es richtig verstanden habe, wird auch das Fleisch gegessen. Auf alle Fälle werden sie gemolken und die Milch ist wertvoll und teuer (mehr als fünf Euro der Liter). Alle zwei Jahre bekommt so ein Kamel ein Baby, im nächsten Jahr gibt es dann Milch. Neben den Kamelen standen einige kleine niedliche Babys - eines davon eineinhalb Monate alt. Und es gab Dromedare und Trampeltiere - mit einem und mit zwei Höckern - und auch wieder - falls ich richtig gefragt und verstanden habe - können die miteinander Nachwuchs zeugen. Auf dem Hof arbeiteten ein Mann und eine Frau, die die Kamele molken. Der Chef nahm dann einen großen Kanister Milch mit nach Hause.
In der Zwischenzeit hatte die Familie noch einmal Abendbrot zubereitet - wo ich doch gerade schon gegessen hatte. Es gab Tomaten-Gurkensalat mit Zwiebeln, gebratenes Fleisch mit Zwiebeln, Tee mit Milch, zwei kleine Gläser Wodka, geröstetes Getreide, Konfekt und Kekse. Im Gegensatz zu dem, was ich las oder mir die Leute erzählten, haben die Frauen der Familie mit uns auf den Teppichen im betonierten Hof gesessen. Wir Männer lümmelten halb liegend (welche Wohltat!) auf Kissen wie der Sultan seinerzeit - die Frauen saßen dabei - aßen aber nicht mit. Die Ehefrau war Kasachin und trug auch die typische Tracht, die Schwiegertochter ist Ukrainerin - auch wenn sie dort geboren wurde. Entsprechend sahen auch ihre beiden zwei und fünf Jahre alten Kinder aus. Der kleine Junge wurde liebevoll von seiner Schwester liebkost, als er später müde wurde und auf den Teppichen und Decken einschlief. Auch die beiden anderen kasachisch aussehenden Mädchen, die wohl die Töchter der Arbeiter bei den Tieren sind, kümmerten sich um die kleinen. Sie wohnen mit dort und dienen wahrscheinlich auch dort. Die Elfjährige brachte uns Wasser zum Händewaschen an die Teppiche, ließ es sparsam über unsere Hände laufen - der Rest wurde in einer Schüssel aufgefangen. Es gab frische duftende Handtücher und dann trugen die Mädels (die andere war fünfzehn) das Essen auf. Wir saßen dann bis Mitternacht draußen. Am Himmel erkannte ich dann den großen Wagen und den Polarstern und es blieb die ganze Zeit mild. Die Schwiegertochter beteiligte sich auch an der Unterhaltung - die Ehefrau gar nicht - hörte aber aufmerksam zu, bis sie irgendwann verschwand - aber auch wiederkam. Ich zeigte einige meiner Fotos - bedauerte aber, dass ich nur noch Istanbul auf der Speicherkarte zeigen konnte. Dafür sind auf dieser Karte noch ein paar Bilder von Yamuna und Benjamin.
Unser Nachtlager bereitete man uns dann im Wohnzimmer auf den Teppichen. Das Wohnzimmer sah nicht soviel anders aus als ein deutsches: ein großes rustikales Buffett mit Kristallgläsern drin, etwas Kitsch und Souvenirkram irgendwo. Eine große massive Tafel mit zwei schweren geschnitzten Füßen und zehn Stühlen stand in der Mitte des Zimmers und drei Sofas an den Wänden. Das hätte man von außen nicht erwartet. Ich schlief gut und bis gegen sieben Uhr.
Jetzt bin ich hier in Zhanaözen und happy, ein Internetcafé gefunden zu haben, nachdem ich kurz über den Markt gebummelt war. Eine nette Frau hatte mir geholfen, anhand einer Werbung an der Straße das Gebäude zu finden.
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Rosa hieß die nette und hilfsbereite Frau. Nach dem ich im Internet geschrieben hatte, hatte sie mich zu sich eingeladen und noch zwei paarundzwanzigjährige Jungs aus ihrem Haus: Wadim und Sascha (?). Ich hatte Wodka und Getränke gekauft und wir feierten in ihrer Rumpelbude im Plattenbau eine Party. Eigentlich waren sie alle ja sehr nett - aber einfach gestrickt und ich fühlte mich nicht so wohl. Wir tranken eine Flasche Wodka, aßen Spiegelei, Salat und Hühnchen. Rosa wollte immer hören, dass sie eine hübsche Frau sei. Da ich ein ehrlicher Mensch bin, fällt es mir schwer auf so direkte Fragen charmant zu antworten, wenn einem 105kg Fleisch gegenübersitzen. Ich versuchte mit einem Lächeln auszuweichen. Naja... jedenfalls tranken wir und quatschten so gut es ging und am Ende nach vielen Verlängerungen organisierte Rosa ein Taxi und fuhr mich noch zum Hotel. Ich war dann froh, dass ich in mein Zimmer konnte und Rosa mit dem Taxi die paar hundert Meter zurück fuhr.
Am Abend, nachdem ich mich so über google und die neue Uploadadresse geärger hatte, bin ich ins Hotel gegangen und habe gepackt und mich etwas ausgeruht. Es war nicht so einfach jetzt noch den Anzug und die Schuhe irgendwohinzupacken. Das Zelt ist jetzt mein 7. Packstück. Vielleicht treffe ich mal wieder nette Deutsche, die mit dem Wohnmobil da sind und denen ich Gepäck mitgeben kann (wobei sie mir da sehr vertrauen müssen, dass sie keine Drogen nach Deutschland fahren). Meine ganze Koch- und Küchenausrüstung brauche ich definitiv nicht. Notfalls tun es auch mal Kekse.
Am Abend war ich zum Abschied noch einmal im Restaurant Amphibia - dem mit den duftenden Robinien, die jetzt leider schon verblüht waren. Dafür war immer noch die hübsche Kellnerin Aischa da - und lecker gegrillte Schaschlik gab es auch noch. - Ich war dann gegen 8 Uhr wieder im Hotel Köktem und schlief bis 7.30 Uhr am Morgen fast 11 Stunden (der ganze Stress auf den Flughäfen und die Zeitverschiebung haben mich ganz schön belastet.
Am Morgen um acht Uhr hatte ich noch gefrühstückt, hatte mein Fahrrad beladen und musste zum ersten Mal Luft auf das Vorderrad pumpen (nach über 5000km und sechzig Tagen unterwegs - dank Schwalbe Marathon Reifen und guten Schläuchen). Ich habe die Straße nach Zhanaözen auf Anhieb gefunden, bin in der ersten halben Stunde gut vorangekommen - auch wenn mich ein Rechtsabbieger um Haaresbreite mitgenommen hätte, als ich geradeaus an einer Kreuzung weiterfuhr. Wahrscheinlich hatte er das nicht einmal gemerkt. Eine halbe Stunde später hörte ich es irgendwo hinter mir furchtbar quietschen - da wäre ich an dem Tag beinahe zum zweiten Mal mitgenommen worden. Hinter mir im Dreck nur noch eine Staubwolke - aber das Auto kam rechtzeitig zum Stehen. Zu dem Zeitpunkt war die Fahrt auch schon richtig anstrengend geworden: scharfer Gegenwind und heiße Luft - auch wenn es ziemlich bewölkt war und nach Regen aussah. Ich quälte mich gestern sieben Stunden gegen den Wind und bin zum ersten Mal an den Rand der Erschöpfung gekommen. Nach fünfzehn Kilometern und eineinhalb Stunden fand ich links das erste Café und frühstückte eine fleischgefüllte Pirogge und trank einen Tee dazu. Nach weiteren fünfzehn Kilometern fand ich noch einmal ein Schaichana - dort machte ich wieder eine Pause und trank etwas - Hunger hatte ich da glaube ich gar keinen. Ab da gab es bis zum Ende der Tagesetappe über mehr als fünfzig Kilometer keine Einkehrmöglichkeit und keinen Laden mehr. Und der Wind wehte weiter unbarmherzig, dass ich mit kaum 10km/h vorankam. Gegen Mittag fand ich ein schmuckloses Grab eines Sultan Ata, das mir einen wind- und sonnengeschützten Platz für eine lange Pause bot. Ich döste dort im Sitzen vor mich hin, war in Gedanken verloren und versuchte etwas zu meditieren (was ich bisher noch niemals wirklich geschafft habe, ohne mich in Gedanken zu verlieren). Die Pause tat mir gut und ich radelte dann weiter. Da kam auch kurz danach das allerschlimmste Stück. Gegen den Wind ging es 150 bis 200 Meter recht steil bergan. Die Hitze war drückend, ich machte mir etwas Sorgen um meine etwas knapper geplanten Wasservorräte, die bei diesem Tempo und der Zeit, die ich dafür brauchte, sehr knapp bemessen waren. Der Anstieg kostete Extra-Kraft. Auf halbem Weg nach oben gab es einen schönen Aussichtspunkt in die wilde wüstenähnliche Landschaft. Da lag ein riesiger Kalksteinquader (3mx1mx1m), auf dem ich herrlich liegen und abschalten konnte - auch wenn die Sonne da schon etwas intensiver war. Ich war da so was von platt und fürchtete fast schon vor Hitze und Anstrengung zu kollabieren. Danach ging es mir wieder besser - viel besser. Und wie durch ein Wunder, hatte der Wind aufgehört - der kam sogar ganz leicht von hinten, sodass ich den Rest des Anstieges etwas leichter schaffte. Da war es dann auch schon fast sechzehn Uhr - die Sonne schien nicht mehr ganz so doll und vielleicht hat auch dieses ansteigende Plateau den Wind in eine andere Richtung gelenkt. Auf meine unbeholfenen Meditationsversuche ist das sicher nicht zurückzuführen. Das alles hatte dennoch so sehr an meinen Kräften gezehrt, dass der Rest der Tagesetappe immer noch anstrengend genug war. Ohne meine Dextroenergeen Traubenzuckerreserven hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft. Dummerweise war die Rittersporttafel aufgeplatzt, die mit dem Traubenzucker in einem Druckverschlussbeutel war: wenigstens dieser Trost, der verhinderte, dass die Sauerei eine große geworden wäre.
Nach 87km und einer kurzen Polizeikontrolle kam ich in einer Schaichana in Zhetibay an. Ich war nicht einmal mehr richtig in der Lage auf die freundlichen Fragen nach Woher und Wohin zu antworten. Die Zunge klebte am Gaumen - ich wollte nur noch was Kaltes trinken, Essen und am liebsten Liegen. Dabei waren das nur so wenige Kilometer in mehr als neun Stunden. Durch den nachlassenden Wind kam ich noch auf einen Schnitt von zwölf km/h. Aber mir tat alles weh: Beine, Muskeln, Rücken - am Trikot habe ich mir irgendwie auch noch die rechte Brustwarze wundgescheuert und im Schritt tat es das erste Mal auf der Reise auch weh, weil ich eine andere 3/4 Radhose mit dünnerem Polster trug. Die Bedienung war sehr nett - es gab Suppe und Kartoffeln mit Fleisch und Fanta. Am Ende wollte sie wieder kein Geld nehmen. Aber es half wieder, zu sagen, dass ich viel Geld habe - ohne dass ich die Gastfreundschaft damit verletzt hätte und vergessen hätte mich zu bedanken. Sie hatte ihren Chef angerufen, der mich zu sich nach Hause einlud, da es kein Hotel im Ort gab. Ich war so froh darüber, dass ich alles geschehen ließ, ohne mich zu zieren oder zu widersprechen. Ich hatte auch nicht die geringste Lust, mein Zelt aufzubauen und auf der harten Matratze zu schlafen und alles wieder zusammenpacken zu müssen. Leider habe ich den Namen des Chefs vergessen - deshalb will ich ihn hier einfach Chef nennen (er hat aber meine Adresse und meine E-Mail-Adresse etc.). Sein Grundstück sah auf den ersten Blick aus wie ein Schrotthandel - überall alte Autos, Metallteile, Tanks, Bleche etc. Wir fuhren gleich weiter zu seinem Aussenposten, wo er Kamele hält und Schafe, bewacht von scharfen Hunden an Führungsleinen. Fünfzig Kamele hat er, von denen die meisten frei herumlaufen und nach denen er immer mal mit dem Auto sieht. (Daher braucht man hier wahrscheinlich auch keine Jurten mehr - ich habe keine einzige mehr gesehen) So ein Kamel bringt 1000kg auf die Waage und wenn ich es richtig verstanden habe, wird auch das Fleisch gegessen. Auf alle Fälle werden sie gemolken und die Milch ist wertvoll und teuer (mehr als fünf Euro der Liter). Alle zwei Jahre bekommt so ein Kamel ein Baby, im nächsten Jahr gibt es dann Milch. Neben den Kamelen standen einige kleine niedliche Babys - eines davon eineinhalb Monate alt. Und es gab Dromedare und Trampeltiere - mit einem und mit zwei Höckern - und auch wieder - falls ich richtig gefragt und verstanden habe - können die miteinander Nachwuchs zeugen. Auf dem Hof arbeiteten ein Mann und eine Frau, die die Kamele molken. Der Chef nahm dann einen großen Kanister Milch mit nach Hause.
In der Zwischenzeit hatte die Familie noch einmal Abendbrot zubereitet - wo ich doch gerade schon gegessen hatte. Es gab Tomaten-Gurkensalat mit Zwiebeln, gebratenes Fleisch mit Zwiebeln, Tee mit Milch, zwei kleine Gläser Wodka, geröstetes Getreide, Konfekt und Kekse. Im Gegensatz zu dem, was ich las oder mir die Leute erzählten, haben die Frauen der Familie mit uns auf den Teppichen im betonierten Hof gesessen. Wir Männer lümmelten halb liegend (welche Wohltat!) auf Kissen wie der Sultan seinerzeit - die Frauen saßen dabei - aßen aber nicht mit. Die Ehefrau war Kasachin und trug auch die typische Tracht, die Schwiegertochter ist Ukrainerin - auch wenn sie dort geboren wurde. Entsprechend sahen auch ihre beiden zwei und fünf Jahre alten Kinder aus. Der kleine Junge wurde liebevoll von seiner Schwester liebkost, als er später müde wurde und auf den Teppichen und Decken einschlief. Auch die beiden anderen kasachisch aussehenden Mädchen, die wohl die Töchter der Arbeiter bei den Tieren sind, kümmerten sich um die kleinen. Sie wohnen mit dort und dienen wahrscheinlich auch dort. Die Elfjährige brachte uns Wasser zum Händewaschen an die Teppiche, ließ es sparsam über unsere Hände laufen - der Rest wurde in einer Schüssel aufgefangen. Es gab frische duftende Handtücher und dann trugen die Mädels (die andere war fünfzehn) das Essen auf. Wir saßen dann bis Mitternacht draußen. Am Himmel erkannte ich dann den großen Wagen und den Polarstern und es blieb die ganze Zeit mild. Die Schwiegertochter beteiligte sich auch an der Unterhaltung - die Ehefrau gar nicht - hörte aber aufmerksam zu, bis sie irgendwann verschwand - aber auch wiederkam. Ich zeigte einige meiner Fotos - bedauerte aber, dass ich nur noch Istanbul auf der Speicherkarte zeigen konnte. Dafür sind auf dieser Karte noch ein paar Bilder von Yamuna und Benjamin.
Unser Nachtlager bereitete man uns dann im Wohnzimmer auf den Teppichen. Das Wohnzimmer sah nicht soviel anders aus als ein deutsches: ein großes rustikales Buffett mit Kristallgläsern drin, etwas Kitsch und Souvenirkram irgendwo. Eine große massive Tafel mit zwei schweren geschnitzten Füßen und zehn Stühlen stand in der Mitte des Zimmers und drei Sofas an den Wänden. Das hätte man von außen nicht erwartet. Ich schlief gut und bis gegen sieben Uhr.
Jetzt bin ich hier in Zhanaözen und happy, ein Internetcafé gefunden zu haben, nachdem ich kurz über den Markt gebummelt war. Eine nette Frau hatte mir geholfen, anhand einer Werbung an der Straße das Gebäude zu finden.
-
Rosa hieß die nette und hilfsbereite Frau. Nach dem ich im Internet geschrieben hatte, hatte sie mich zu sich eingeladen und noch zwei paarundzwanzigjährige Jungs aus ihrem Haus: Wadim und Sascha (?). Ich hatte Wodka und Getränke gekauft und wir feierten in ihrer Rumpelbude im Plattenbau eine Party. Eigentlich waren sie alle ja sehr nett - aber einfach gestrickt und ich fühlte mich nicht so wohl. Wir tranken eine Flasche Wodka, aßen Spiegelei, Salat und Hühnchen. Rosa wollte immer hören, dass sie eine hübsche Frau sei. Da ich ein ehrlicher Mensch bin, fällt es mir schwer auf so direkte Fragen charmant zu antworten, wenn einem 105kg Fleisch gegenübersitzen. Ich versuchte mit einem Lächeln auszuweichen. Naja... jedenfalls tranken wir und quatschten so gut es ging und am Ende nach vielen Verlängerungen organisierte Rosa ein Taxi und fuhr mich noch zum Hotel. Ich war dann froh, dass ich in mein Zimmer konnte und Rosa mit dem Taxi die paar hundert Meter zurück fuhr.
Tag 64 22.5.12 Aktau
Zehn Tage hat mich der Trip nach Istanbul gekostet mit all der Abstimmung vorher, dem Einkaufen von Klamotten, den beiden langen Flugtagen - und heute dem Tag für die Registrierung nach der Wiedereinreise. Ich war soo müde heute früh - aber jetzt fällt mir auch ein, dass ich ja zwei Stunden früher aufstehe als in Istanbul. Die Migrationsbehörde, zu der ich mit dem Bus fuhr, ist viel, viel voller als die in Atyrau. Ich musste zwei Stunden dort zubringen, ehe ich meinen Pass zurück hatte, weil man wieder auf die Unterschrift des Natschalnik wartete. Zum Glück brauchte ich weder einen Brief vom Hotel noch Kopien des Passes heute.
Ich kann keine Fotos mehr hochladen, weil google die Seite auf einen Namen mit blogspot.com verschoben hat mit einem verbesserten Uploader. Aber diese Seite ist in Kasachstan zensiert. Ich kann meinen eigenen Blog nicht ansehen. Frust Frust Frust.
Die Rechtschreibprüfung geht auch nicht mehr: also wieder keine Umlaute. Auf der türkischen Tastatur gab es zwar Ö und Ü - aber dort war die Herausforderung, dass da wo unser I ist dort das I ohne Pünktchen ist und das I mit Pünktchen an einer ganz andere Stelle. Das war fast schwerer zum Tippen als hier. Übrigens: Passwörter sollte man bei solchen Reisen ohne Sonderzeichen auswählen, die auf den Tastaturen immer woanders liegen. Das kann kritisch werden ...
Aber: ich hatte einen Anruf vom Personalvermittler. Man wird einen Weg für eine Vertragsgestaltung über einen Dienstleister finden, bis eine GmbH gegründet ist. Dann kann und muss ich mich sicher auch um dieses Thema kümmern. Hab gesagt, dass ich gern ab Anfang August arbeiten würde. (Da kann ich mich im Juli noch etwas um BWL kümmern und paddeln bis zum Anschlag, damit ich nicht gleich wieder Speck ansetze :)
- Also: es scheint so, als ob sich die nicht so schönen Tage in Aktau gelohnt haben.
Ich kann keine Fotos mehr hochladen, weil google die Seite auf einen Namen mit blogspot.com verschoben hat mit einem verbesserten Uploader. Aber diese Seite ist in Kasachstan zensiert. Ich kann meinen eigenen Blog nicht ansehen. Frust Frust Frust.
Die Rechtschreibprüfung geht auch nicht mehr: also wieder keine Umlaute. Auf der türkischen Tastatur gab es zwar Ö und Ü - aber dort war die Herausforderung, dass da wo unser I ist dort das I ohne Pünktchen ist und das I mit Pünktchen an einer ganz andere Stelle. Das war fast schwerer zum Tippen als hier. Übrigens: Passwörter sollte man bei solchen Reisen ohne Sonderzeichen auswählen, die auf den Tastaturen immer woanders liegen. Das kann kritisch werden ...
Aber: ich hatte einen Anruf vom Personalvermittler. Man wird einen Weg für eine Vertragsgestaltung über einen Dienstleister finden, bis eine GmbH gegründet ist. Dann kann und muss ich mich sicher auch um dieses Thema kümmern. Hab gesagt, dass ich gern ab Anfang August arbeiten würde. (Da kann ich mich im Juli noch etwas um BWL kümmern und paddeln bis zum Anschlag, damit ich nicht gleich wieder Speck ansetze :)
- Also: es scheint so, als ob sich die nicht so schönen Tage in Aktau gelohnt haben.
Tag 63 21.5.12 Istanbul
Ich bin in Istanbul gestrandet - alles hatte bisher so gut geklappt: das Hamam gestern - Besuch in der bald fünfhundert Jahre alten Sauna, nochmal auf ein Bier in die Meile mit den vielen Kneipen und Locals. Gut geschlafen hatte ich auch und das Wecken in der Nacht hat auch geklappt. Und auch das Taxi für siebzig Lira war pünktlich da. Und nun am Flughafen das: der Flug war gestern, obwohl man mir per SMS geschrieben hatte er wäre am 21. Die booking reference hab ich am Airport im Internet auf www.airastana.com gecheckt: tatsächlich gestern! Nun stehe ich da - ohne gültiges Ticket - und einen Flug gibt es auch nicht - außer über Almaata. Der Umweg wäre so riesig, als würde ich ab Frankfurt über Dubai nach Antalya fliegen - oder: die Strecke Dresden-Lissabon als Umweg, Hin und Zurück! Sooooo groß ist Kasachstan. Und wenn ich denn überhaupt ein Ticket bekomme, dann bin ich statt drei Stunden dafür weit über vierundzwanzig unterwegs. Was für eine Schei... wegen eines kleinen Tippfehlers in einer SMS. Hätte ich doch auf einem Papierticket bestanden wie auf dem Herflug, wo ich wenigstens ein E-Mail-attachment hatte! Das wird jetzt also echt unangenehm. In zweieinhalb Stunden macht der Schalter von Airastana auf - dann beginnt man auch bei meinem potentiellen Arbeitgeber zu arbeiten und vielleicht bekomme ich von dort die Info, dass das Reisebüro schuld war. Sonst muss ich eben den Flug bezahlen...
- Baku
Man hat mir einen Flug über Baku gebucht - da sitze ich nun am späten Nachmittag. Der Ablauf hier erscheint sehr unstrukturiert. Außer mir ist hier niemand auf der Durchreise. Es gab keinen Extra Durchgang für Transitreisende bzw. schickte man mich dort wieder weg. Vor den Schaltern zur Einreise und für Visaangelegenheiten holte mich ein Beamter ab. Der ist jetzt seit Stunden irgendwo mit meinem letzten boardingpass und dem baggage tag verschwunden. Aber ich habe ja auch mehr als sechs Stunden hier ohne Internet totzuschlagen.
- immer noch Baku
Nach diesem Gewarte in Flughäfen freue ich mich so sehr, wieder monoton in die Pedale zu treten, durch die Hitze zu fahren und meinethalben auch gegen den Wind zu treten. Nach den Nächten im Istanbuler Dila Hotel in Eminönü (wo seit Kiew das erste Mal wieder Zimmerservice mit gemachten Betten und frischen Handtüchern war) halte ich es auch wieder einmal ungeduscht im Zelt aus.
Die Cemberlitas Therme hatte ich noch nicht weiter beschrieben: der Raum war mit einer hohen Kuppel überspannt, in der durch kleine runde, verglaste Löcher Tageslicht in die Sauna kam. Man ruhte auf einem riesigen oktagonalen Marmorblock, der von unten erhitzt wurde - mit einem Hüfttuch bekleidet. Um das Achteck herum gruppierten sich jahrhundertealte Wasserbecken mit fließendem warmen und kaltem Wasser. Mir fehlte dort ein Ruheraum - oder ein Pool zum Entspannen, um mich richtig wohlzufühlen. Budapest hat ein ähnlich altes türkisches Bad. Nur hatte ich damals das Pech, in einen Schwulentreff zu geraten. An sich ja nicht schlimm - aber die Jungs waren zu innig miteinander beschäftigt: die lagen da eng umschlungen oder schmusten im Pool und knutschten hemmungslos herum. Ich hab aufgepasst, dass mir die Seife nicht runterfällt und bin dann recht bald wieder gegangen :) Das war hier also in Istanbul völlig unkritisch (in Budapest ja eigentlich auch!). In Istanbul kann man sich gegen Aufpreis massieren und einseifen lassen - aber ich laß mich nicht gern von Männern anfassen ...
- es ist furchtbar, soviel Zeit auf kleinen Flughäfen totzuschlagen. Und ich mach mir immer noch etwas Sorgen wegen meines Gepäcks und des Fahrrads im Hotel, weil ich länger als angezeigt weg bin (hatte aber gestern eine E-Mail geschrieben, dass ich am 21. ankomme) Und auch wegen der Visabürokratie. Es ist die zweite Einreise nach Kasachstan (in weiser Voraussicht für alle Eventualitäten hatte ich ein Visa für zweimalige Einreise beantragt. Eher, um zurückzufahren wegen Krankheit, Wasser, Vergessenem oder Verlorenem oder der Option eines Heimflugs über Alma-Ata).
Baku hat ähnlich hochfliegende Pläne wie Dubai mit künstlichen Inseln und dem höchsten Gebäude der Welt. Bei der Landung war davon nichts zu sehen - schade. Ich bin in Baku - und doch nicht. Wenigstens war es eine ordentliche Maschine mit einer sehr hübschen Stewardess und mit Inflight Entertainment, wo ich mir den letzten Harry Potter Film ansah.
Der Flug nach Aktau wird kurz - nur über das Kaspische Meer und dauert vielleicht anderthalb Stunden. Morgen dann die Visa-Registrierung in der Migrationsbehörde und am 23. geht es dann endlich weiter nach Beket Ata. Vielleicht kann ich morgen auch meine Fotos hochladen und noch eine neue Speicherkarte kaufen. Ich hatte in Istanbul sooo viel fotografiert....
- Baku
Man hat mir einen Flug über Baku gebucht - da sitze ich nun am späten Nachmittag. Der Ablauf hier erscheint sehr unstrukturiert. Außer mir ist hier niemand auf der Durchreise. Es gab keinen Extra Durchgang für Transitreisende bzw. schickte man mich dort wieder weg. Vor den Schaltern zur Einreise und für Visaangelegenheiten holte mich ein Beamter ab. Der ist jetzt seit Stunden irgendwo mit meinem letzten boardingpass und dem baggage tag verschwunden. Aber ich habe ja auch mehr als sechs Stunden hier ohne Internet totzuschlagen.
- immer noch Baku
Nach diesem Gewarte in Flughäfen freue ich mich so sehr, wieder monoton in die Pedale zu treten, durch die Hitze zu fahren und meinethalben auch gegen den Wind zu treten. Nach den Nächten im Istanbuler Dila Hotel in Eminönü (wo seit Kiew das erste Mal wieder Zimmerservice mit gemachten Betten und frischen Handtüchern war) halte ich es auch wieder einmal ungeduscht im Zelt aus.
Die Cemberlitas Therme hatte ich noch nicht weiter beschrieben: der Raum war mit einer hohen Kuppel überspannt, in der durch kleine runde, verglaste Löcher Tageslicht in die Sauna kam. Man ruhte auf einem riesigen oktagonalen Marmorblock, der von unten erhitzt wurde - mit einem Hüfttuch bekleidet. Um das Achteck herum gruppierten sich jahrhundertealte Wasserbecken mit fließendem warmen und kaltem Wasser. Mir fehlte dort ein Ruheraum - oder ein Pool zum Entspannen, um mich richtig wohlzufühlen. Budapest hat ein ähnlich altes türkisches Bad. Nur hatte ich damals das Pech, in einen Schwulentreff zu geraten. An sich ja nicht schlimm - aber die Jungs waren zu innig miteinander beschäftigt: die lagen da eng umschlungen oder schmusten im Pool und knutschten hemmungslos herum. Ich hab aufgepasst, dass mir die Seife nicht runterfällt und bin dann recht bald wieder gegangen :) Das war hier also in Istanbul völlig unkritisch (in Budapest ja eigentlich auch!). In Istanbul kann man sich gegen Aufpreis massieren und einseifen lassen - aber ich laß mich nicht gern von Männern anfassen ...
- es ist furchtbar, soviel Zeit auf kleinen Flughäfen totzuschlagen. Und ich mach mir immer noch etwas Sorgen wegen meines Gepäcks und des Fahrrads im Hotel, weil ich länger als angezeigt weg bin (hatte aber gestern eine E-Mail geschrieben, dass ich am 21. ankomme) Und auch wegen der Visabürokratie. Es ist die zweite Einreise nach Kasachstan (in weiser Voraussicht für alle Eventualitäten hatte ich ein Visa für zweimalige Einreise beantragt. Eher, um zurückzufahren wegen Krankheit, Wasser, Vergessenem oder Verlorenem oder der Option eines Heimflugs über Alma-Ata).
Baku hat ähnlich hochfliegende Pläne wie Dubai mit künstlichen Inseln und dem höchsten Gebäude der Welt. Bei der Landung war davon nichts zu sehen - schade. Ich bin in Baku - und doch nicht. Wenigstens war es eine ordentliche Maschine mit einer sehr hübschen Stewardess und mit Inflight Entertainment, wo ich mir den letzten Harry Potter Film ansah.
Der Flug nach Aktau wird kurz - nur über das Kaspische Meer und dauert vielleicht anderthalb Stunden. Morgen dann die Visa-Registrierung in der Migrationsbehörde und am 23. geht es dann endlich weiter nach Beket Ata. Vielleicht kann ich morgen auch meine Fotos hochladen und noch eine neue Speicherkarte kaufen. Ich hatte in Istanbul sooo viel fotografiert....
Tag 62 20.5.12 Istanbul
Ist das eine lange Pause vom Radfahren! Das werden ja bald zehn Tage Urlaub vom Urlaub.
War gestern Abend noch ein Bier trinken und dann im gleichen Restaurant wie am ersten Abend vegetarisch essen. Die Straße in Kadıköy ist so voller Menschen in einer Unmenge von Kneipen - Touristen sind da kaum darunter. Es war lecker und ich hab dann gut geschlafen bis gegen sieben Uhr. Die zwei Stunden Zeitverschiebung kann und brauche ich nicht verinnerlichen - morgen geht es zurück.
Nach dem Frühstück wieder die Fähre, dann zur kleinen fast leeren Stararchitektenmoschee von damals, der Rüstem Paşa Moschee. War lange da drin, hab mir die farbigen Fliesen angeschaut und fotografiert. Danach zur Süleymaniye Moschee, auch von dem Architekten Sinan im 16. Jahrhundert gebaut. Auch diese riesige Moschee beeindruckt. Alles hier ist pure Geometrie: die Moscheen und deren Dekore haben eine große Regelmäßigkeit und viel der Malereien und Schnitzereien muss mit Zirkel und Lineal vorbereitet worden sein. Da hatte uns damals die östliche Welt viel Voraus - oder war auf einem wenigstens gleich hohen Stand wie wir mit unserer europäischen Gotik. Wenn man das sieht, kann man ein bisschen unserer westlichen Überheblichkeit aufgeben. Europa ist nicht der Nabel der Welt. Ich hab in den drei Tagen kaum mehr gesehen als ein kleines Stück Istanbul am Goldenen Horn - alles zu Fuß erreichbar - und es gibt soo viel mehr zu sehen. Und im Hamam war ich auch noch nicht. Vielleicht folge ich heute Petras Tipp und gehe in das Çemberlitaş Hamam.
Wer mal ein kurzes Abenteuer erleben will und wen eine 15-Millionen-Einwohner Metropole nicht schockt, der sollte ab Leipzig oder Schönefeld (bald dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg) mal für ein langes Wochenende hierher. Es ist echt irre. Meine erste Reise nach der Wende ging nach Griechenland - wegen des Reichtums an Kultur und Geschichte dort. In Istanbul kann man geballt und konzentriert viel mehr haben. Wer Meer will und trotzdem Kultur, für den passt Griechenland besser - oder eine Wanderung bei Antalya auf dem lykischen Weg, wie ich sie mit Frank gemacht hatte (Bloß nicht nach Antalya zum Badeurlaub!).
War gestern Abend noch ein Bier trinken und dann im gleichen Restaurant wie am ersten Abend vegetarisch essen. Die Straße in Kadıköy ist so voller Menschen in einer Unmenge von Kneipen - Touristen sind da kaum darunter. Es war lecker und ich hab dann gut geschlafen bis gegen sieben Uhr. Die zwei Stunden Zeitverschiebung kann und brauche ich nicht verinnerlichen - morgen geht es zurück.
Nach dem Frühstück wieder die Fähre, dann zur kleinen fast leeren Stararchitektenmoschee von damals, der Rüstem Paşa Moschee. War lange da drin, hab mir die farbigen Fliesen angeschaut und fotografiert. Danach zur Süleymaniye Moschee, auch von dem Architekten Sinan im 16. Jahrhundert gebaut. Auch diese riesige Moschee beeindruckt. Alles hier ist pure Geometrie: die Moscheen und deren Dekore haben eine große Regelmäßigkeit und viel der Malereien und Schnitzereien muss mit Zirkel und Lineal vorbereitet worden sein. Da hatte uns damals die östliche Welt viel Voraus - oder war auf einem wenigstens gleich hohen Stand wie wir mit unserer europäischen Gotik. Wenn man das sieht, kann man ein bisschen unserer westlichen Überheblichkeit aufgeben. Europa ist nicht der Nabel der Welt. Ich hab in den drei Tagen kaum mehr gesehen als ein kleines Stück Istanbul am Goldenen Horn - alles zu Fuß erreichbar - und es gibt soo viel mehr zu sehen. Und im Hamam war ich auch noch nicht. Vielleicht folge ich heute Petras Tipp und gehe in das Çemberlitaş Hamam.
Wer mal ein kurzes Abenteuer erleben will und wen eine 15-Millionen-Einwohner Metropole nicht schockt, der sollte ab Leipzig oder Schönefeld (bald dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg) mal für ein langes Wochenende hierher. Es ist echt irre. Meine erste Reise nach der Wende ging nach Griechenland - wegen des Reichtums an Kultur und Geschichte dort. In Istanbul kann man geballt und konzentriert viel mehr haben. Wer Meer will und trotzdem Kultur, für den passt Griechenland besser - oder eine Wanderung bei Antalya auf dem lykischen Weg, wie ich sie mit Frank gemacht hatte (Bloß nicht nach Antalya zum Badeurlaub!).
Tag 61 19.5.12 Istanbul
Nach dem Frühstück - da war's schon neun Uhr - nahm ich die Fähre nach Eminömü. Von dort lief ich zum Palast, stand eine Stunde nach einem Ticket an und verbrachte den Rest des Vormittags im Harem (leider waren die Mädels nicht mehr da). Aber es gab noch immer beeindruckende Gemächer zu sehen - tolle Ausstattungen an Fliesen oder Intarsien aus Perlmutt. Der ganze Topkapı Palast ist so groß und umfangreich, dass ein Tag nicht ausreicht, um alles anzuschauen. Ich hatte nie davon gehört, obwohl das die Hauptattraktion Istanbuls ist. Zum einen der Palast selbst und zum anderen die vielen Ausstellungen. Ich sah noch die Reliquien von Propheten und anderen Berühmtheiten: den Bart des Propheten, den Stock Moses, Turbane und andere Gebrauchsgegenstände von muslimischen Berühmtheiten, die ich nicht kenne, Schlösser aus der Ka'aba, ein Behältnis, in dem früher der schwarze Stein aufbewahrt worden war, ... Es war allerdings auch ein einziges chaotisches Geschiebe und Gedrängle in diesen Räumen. In der Juwelen- und Preciosenausstellung war es nicht anders. Riesige Rubine und Diamanten gab es dort zu sehen, Gefäße aus Bergkristall oder Obsidian, mit Gold und wertvollen Steinen besetzt, Orden aus hunderten von Brillanten, ... Aber letzteres sehe ich mir nicht so gern an, weil man gar nicht die Zeit hat, sich all die winzigen, wertvollen Details dieser kleinen Arbeiten anzusehen - gleich gar nicht, wenn man so durchgeschoben wird in einem gewaltigen Touristenstrom. Es ist schöner im Garten zu sitzen und den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören, die Sonne zu genießen und den Palast zu betrachten. Ich sah mir dann noch eine Ausstellung mit Mänteln des Sultans an und die Waffensammlung, die nicht ganz so voll war und auch recht interessant. Das muss ein übles Gehaue und Gesteche gewesen sein während der Kreuzzüge ...
Auf dem Rückweg kam ich noch an den Mausoleen hinter der Hagia Sophia vorbei, die ich mir noch angesehen habe. Nun gut: zu den Särgen habe ich keine Beziehung. Aber die Gebäude sind großartig und strahlen eine unglaubliche Harmonie aus.
Danach nahm ich abends um Sechs Uhr die Fähre zurück nach Kadiköy, sitze jetzt im Hotel und geh noch einmal aus zum Essen. Vielleicht finde ich einen Rechner, wo ich Bilder hochladen kann...
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