Tag 1-4 (472km) bis Wrozlaw

Tag 1 20.3.12 Ich bin 149 Kilometer bis Schwarzkollm gefahren. Da beginne ich meine Reise am Ort eines Märchens (an der Krabatmühle) und beende sie hoffentlich am Ort der Märchen aus 1001 Nacht.
Ich war ab Kriebethal der Zschopau gefolgt,
dann der Mulde bis Döbeln. Von dort ging es den Jahnatal-Radweg entlang. In Waldheim hatte ich die ersten von Bibern benagten Bäume gesehen, im Jahnatal weitere. Das Jahnatal ist eine wirklich schöne Radtour, die man gut von Chemnitz aus mit dem Zug machen kann: bis Döbeln und dann ab Riesa wieder zurück. Der Radweg ist ein schmaler Trampelpfad, aber gut ausgeschildert und richtig schön. Die Natur ist nett und es gibt auch einen kleinen Park und ein Schloss. Vier neugierige Rehe sind mir dort entgegengelaufen - bis sie dann doch Reißaus nahmen.
Die Elbe habe ich bei Riesa überquert und bin nach Zabeltitz gefahren. Noch ein Highlight des Tages, da das Schloss einen sehr schönen Garten hat.







Von Kroppen an fuhr ich lange durch die Königsbrücker Heide, am nördlichen Rand eines ehemaligen Übungsplatzes der NVA entlang. Ich habe den ersten Kranich gesehen und weitere gehört. Also: der erste Tag war toll und ein harter Test für das Rad und die Reifen (viel Feldweg, Waldweg und manchmal auch Kopfsteinpflaster). In Schwarzkollm die Pension bei Familie Winzer war auch sehr empfehlenswert (www.Zimmervermietung-Schwarzkollm.de) - gut gelegen für einen Wochenendausflug.


Tag 2 21.3.12 Gleich nach einem Kilometer habe ich an der Krabatmühle Pause gemacht. Die Chefin des Vereins war so nett, mir so früh am Morgen die phantasievoll gestaltete Mühle zu zeigen. Da steckt viel Herzblut drin - und die Anlage ist gut gelungen. Eigentlich war das mal alles dafür gedacht, dem Krabatfilm als Kulisse zu dienen.
Gegen Mittag habe ich den wundervollen Park von Bad Muskau mit dem prachtvollen Schloss erreicht. Ich gönnte mir dort eine Verschnaufpause, wo man gut und gern einen ganzen Tag (oder mehr) verbummeln könnte.



Danach überquerte ich im Park die Grenze und radelte weiter bis nach Szprotawa, 134 Kilometer an diesem Tag. Hinter der Grenze war es gleich ziemlich trostlos. Die Nutten am Straßenrand wußten mit einem Radfahrer nichts anzufangen. Eine von Vieren hat dann doch in mir einen potentiellen Kunden sehen wollen. Ebenso trostlos also auch die Dörfer hinter der Grenze. Verfallene Gehöfte kurz vorm Einsturz in jedem Dorf zuhauf. Je weiter man sich von der Grenze entfernte, umso besser wurde es. Ich hatte mir wieder ruhige Straßen gesucht. Dafür wurde ich auch bald von Hunden attackiert - je verfallener die Höfe, desto furchtbarer die Köter.  Ich hatte es doch noch geschafft schnell genug davonzuradeln. Ich erreichte dann Zagan und wenig später Szprotawa.
Der letzte Teil meiner Fahrt war dann auf mäßig befahrener Straße, was  nicht so viel Spaß  gemacht hatte - und Szprotawa ist auch nicht gerade eine schöne Stadt. Das Hotel war von außen eine Katastrophe - innen aber gut. Weil das Restaurant ungemütlich war, suchte ich lange außerhalb, bis ich die Pizzeria Mafia fand, wo ich eine 40 Zentimeter Calzone bekämpfte. (Wie kann man 40cm bestellen, ohne darüber nachzudenken, wieviel das ist!!!) Zwei Bier ließen es rutschen und versorgten mich mit genug Kalorien für den nächsten Tag.

Tag 3 Brzeg Dolny 22.3.12
Wieder hundertfünfzig Kilometer am Tag in acht und einer dreiviertel Stunde Fahrzeit. Ich bin zufrieden mit meinem täglichen Pensum.
Heute war ein richtig guter Tag. Nach einer Stunde habe ich einen 750 Jahre alten Baum als Touristenziel unweit meiner Strecke gefunden. Der Baum hatte einen beeindruckenden Stammumfang - war aber in der Krone doch schon ganz beschnitten. Die Wälder in der Umgebung gehören wohl zu einem Naturschutzgebiet, was die Fahrt auch recht reizvoll machte. Nach einer Weile verließ ich dann die größere Straße in Nowy Dwor Richtung Nowa Kuznia. Keine fünf Minuten später störte ich das erste Kranichpaar auf. Ich hörte dann noch lange ihre Rufe. In Nowa Kuznia war ich der Meinung, eine Wildkatze gesehen zu haben - aber es kann auch ein scheuer verfetteter Hauskater gewesen sein, da es grad einen Kilometer außerhalb der winzigen Ortschaft war. Dort fand ich dann auch einen ausgeschilderten Radweg mit rotem Symbol, dem ich dann kilometerweit durch den Kiefernwald folgte, bis ich in Polkowitze ankam. Dort hat Volkswagen ein großes Werk und es gibt noch einige weitere Großbetriebe. Entsprechend gut war die Stadt entwickelt - kein Vergleich mit den Dörfern der ersten Kilometer in Polen.
Über Rynarcyce fuhr ich nach Scinawa und weiter nach Prochowice. Da gab's sogar noch einen Russenpanzer auf dem Podest zu sehen. Aber als Erinnerung an den Tag der Befreiung vielleicht doch legitim, wo doch einer unserer besseren Bundespräsidenten den 8. Mai auch als Tag der Befreiung anerkannt hatte. Nur bei uns im Osten und in Chemnitz sind die Panzer schnell aus der Öffentlichkeit verschwunden - besser so.
Kurz vor Prochowitze hatte ich mich verfahren und bin westwärts in ein Tal gefahren. Über den Umweg tröstete mich ein Kranich hinweg, den ich dort sah. Eigentlich hatte ich noch davon geträumt, Wrozlaw am gleichen Tag zu erreichen. Der Umweg hatte dann aber endgültig dafür gesorgt, dass die Distanz zu groß wird.

Ich entschied mich, über die Oder zu fahren und in Brzeg Dolny nach einem Hotel zu suchen. Es ging durch Auwälder, dann auf einer stählernen Brücke über den Fluss und schließlich entdeckte ich links das riesige ehemalige Zisterzienserkloster von Lubiaz.
Eine beeindruckende Anlage, die leider dem Verfall preisgegeben ist. Ein absolutes touristisches Highlight - sicher gut zu besichtigen, wenn man eine Paddeltour auf der Oder macht - sonst recht ab vom Schuss. Leider war seit zwei Uhr nachmittags schon geschlossen - aber auch von außen war es beeindruckend genug.
Die Nacht verbrachte ich in Brzeg Dolny im KHS Hotel (Kopleks Hotelowo-Sportowy Rokita (www.khs.brzegdolny.pl). Ich war froh, dort im Plattenbaugebiet dieses angenehme Hotel zu finden. Für 105 Zloty war eine Stunde für das Schwimmbad inklusive - was ich dann auch gleich noch nutzte, um ein paar Bahnen zu schwimmen und meine verspannten Muskeln etwas aufzulockern.
Wider Erwarten war auch das zugehörige Restaurant gemütlich und gut.

Tag 4 23.3.12 40km Wrozlaw
Von Brzeg Dolny nutzte ich die Querseilfähre über die reißende Oder. An der Anlegestelle sah ich im dicken morgendlichen Nebel einen Fasanen-Hahn direkt neben mir.
Die Strecke führte dann wieder auf ganz stillen Straßen durch kleine Dörfer bis nahe Wrozlaw, dann gab es Radwege bis in die City.
Ich hatte erst noch gedacht, hier nur kurz Pause zu machen und dann weiterzufahren. Aber bei der Ankunft habe ich gesehen, dass man hier eine Weile zubringen kann. Ich bin jetzt hier in einem Hostel für 80 Zloty (ohne Frühstück) und werde gleich in die City gehen. Radfahren werde ich heute nicht mehr. 472 Kilometer in vier Tagen reichen auch erst einmal.

Im Hostel hier habe ich freien Webzugang und Rechner (auch wenn die Sonderzeichen an der falschen Stelle liegen und meine Passwörter damit zerschossen wurden).

Es war ein schöner Tag in Wrozlaw - tolles sommerliches Wetter. Ich habe mir viel angesehen, habe bessere Karten für meine Planung kaufen können und auch meinen blog aktualisiert. Hier ein paar Eindrücke von Wrozlaw:
















Zielkarte

Usbekistan
Soviel zur Geographie-Nachhilfe ... Samarkand ist nur rund 300km von Afghanistan entfernt.

Morgen beginnt das Abenteuer

Also: es ist soweit. Alles ist fast fertig gepackt. Morgen früh breche ich auf. Die Wettervorhersage ist gut für die kommende Woche.

Es geht dann am ersten Tag über Döbeln durch das Jahnatal nach Riesa und weiter Richtung Bad Muskau. Das wird auch ein bißchen ein Härtetest für das Rad ... Oder: mehr als ein bißchen.

Ein schlechtes Gewissen hab ich nur, weil bei uns in Altmittweida zur Zeit reihenweise Einbrüche geschehen. Hoffen wir, dass es vorbei ist.

... das Visum ist da

Heute habe ich das Kasachstan-Visum bekommen. Auf der turkmenischen Botschaft in Berlin hat man mir heute gesagt, dass das Express-Visum 14 Tage dauert - statt 3 Tagen, wie auf der Homepage der Botschaft steht. Also verzichte ich auf den Besuch Turkmenistans. Das bedeutet für mich jetzt, dass ich von Chiwa nach Buchara auf einer stärker befahrenen Straße durch die Kizilkum-Wüste muss und nicht den Amu Darja entlangradeln kann. Schon etwas schade.
Auf ARD läuft gerade der Wetterbericht ... und im Web sieht das Wetter in Deutschland auch nicht so schlecht aus. Aber das Tief Angela hat den ganzen Osten fest im Griff. Also - ich muss sehen, ob ich am Dienstag wirklich aufbrechen kann.

Reiseroute


Usbekistanreise gesamt

So in etwa soll meine Route bis zur ukrainischen Grenze verlaufen. 10 Tage wollte ich mir dafür erlauben. Bin gespannt, wie es läuft (oder rollt) ...
(Auf der Karte ist schon der Verlauf der gesamten Strecke zu sehen.)

Bald geht es los ...

12.3.2012: Das Rad ist probegepackt, die Visas für Usbekistan und Russland sind eingeholt, das Kasachstan-Visum sollte ich hoffentlich Ende der Woche haben. (Das Turkmenistan-Visum wird wohl nicht zu bekommen sein - trotzdem wage ich noch einen Versuch am Donnerstag).
Etwas trainiert hab ich auch schon, sodass ich jetzt nur auf die richtige Großwetterlage warte, um loszuradeln.

Wird auch Zeit: die Amseln zwitschern den Frühling ein und es liegen so um die 6.500km vor mir, bevor ich am 1.7.2012 von Taschkent nach Hause fliegen kann. Mein Weg führt von Mittweida in Mittelsachsen bis nach Mittelasien. Ich verlasse Deutschland in Bad Muskau, radle dann durch Polen, die Ukraine bis ans Schwarze Meer. Dort geht es weiter durch Russland bis ans Wolgadelta in Astrachan. Wenn mir Zeit bleibt, werde ich dort kurz rasten, um diese tolle Naturlandschaft zu erleben. Von dort wird der Weg weiterführen durch die kasachische Steppe, bis ich schließlich Usbekistan erreichen werde. Am Aralsee wollte ich einen kurzen Abstecher einlegen, dann weiter nach Chiwa, Urgench bis nach Buchara und schließlich nach Samarkand, dem eigentlichen Ziel meiner Reise. Ich bin neugierig und entschlossen ...

Hier ein Bild von Samarkand (Quelle: Wikipedia, Autor: Wiggum)
Ich werde etwa 90 Tage Zeit haben, 80 - 100km habe ich mir als tägliches Pensum vorgenommen. Mit etwas Glück und Ausdauer sollte das zu schaffen sein - auch wenn das alte Diamant-Rad voll bepackt ist.