Nach Chumchul (?) hätte nach meiner Karte gestern Solenoje kommen sollen. Da wäre ich gestern Abend noch lange vergebens gefahren - ich hatte den Ort auch heute früh nicht gefunden und mußte erst dreißig oder vierzig Kilometer fahren, ehe es wieder Lebensmittel gab - und das heute gegen den Wind. Es lief zäh und war anstrengend.
- Gestern konnte ich anfangs schlecht einschlafen im Zelt. Die Knie schmerzten und die Isoliermatte war nicht das, was meine müden Glieder gestern brauchten. Der Schlafsack war zu warm - und ohne war's wieder ein wenig zu kühl. Aber: ich bin abrupt im Sommer angekommen. Den ganzen Tag fuhr ich im Shirt. Ich sah mehrere Echsen, die wie Chamäleons davonflitzten - nicht wie Eidechsen. Ich rettete eine Schildkröte von der Straße, die da in ihrem Panzer ruhte, wo die Laster langdonnerten. Ich sah wieder Schilfbrände, einen ersten weißen Salzsee, dann weitere Seen mit vielen Wasservögeln, an denen Rinder im Wasser standen, ich sah Schmetterlinge (Schwalbenschwanz) und erreichte Astrachan etwa gegen fünf Uhr nachmittags. Ich fuhr dabei erst ostwärts nach Murmanskiy und dann nordwärts an vielen schönen alten Holzhäusern vorbei. Ich folgte der Ausschilderung bis zum Zentrum über die Wolga und einen weiteren Seitenarm, an dem es eine schöne Promenade gibt. Auf der Leninstraße neben dem Kreml bog ich in eine Seitenstraße ein und fand ein angenehmes kleines Hotel für je 1500 Rubel für drei Nächte (Gostinitza Zentr). Danach will ich mir das Wolgadelta ansehen - mit dem Rad. Auch wenn die nette Rezeptionistin gesagt hat, es wäre noch alles überschwemmt und Exkursionen noch nicht möglich.